Kommunalwahl in Italien Prodis Koalition gestärkt

Rom (rpo). Die Kommunalwahlen haben der Mitte-links-Koalition des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi den Rücken gestärkt und für einen neuen Aufschwung gesorgt. Hochrechnungen am Montagabend zeigten, dass das Bündnis über die Bürgermeisterposten in Rom und Turin jubeln darf und zudem in der konservativen Festung Mailand eine Stichwahl erzwingen konnte. Prodi zeigte sich bei einem Besuch in Brüssel verhalten optimistisch, wollte vor einer Stellungnahme jedoch das Endergebnis abwarten.

Dem beliebten Amtsinhaber von Rom, Walter Veltroni, wurde von Fernsehsender RAI ein Stimmenanteil von 57,7 Prozent vorausgesagt. Gegen ihn war der rechtsgerichtete Politiker Gianni Alemanno angetreten, der der abgewählten Regierung von Silvio Berlusconi Landwirtschaftsminister war. Er soll nur knapp 41 Prozent erhalten haben.

Berlusconi hatte im Wahlkampf betont, die Abstimmung vom Sonntag und Montag sei auch national von Bedeutung und werde das Comeback seiner Mitte-rechts-Koalition markieren. Prodi erklärte indessen, es sei noch zu früh von einer Testwahl für die Beliebtheit seiner Regierung zu sprechen. Der neue Ministerpräsident hat sein Amt erst am 17. Mai angetreten.

In Turin forderte der dem Vatikan nahe stehende Christdemokrat und Exkulturminister Rocco Buttiglione Bürgermeister Sergio Chiamparino heraus, der für die Organisation der Olympischen Winterspiele in der Stadt verantwortlich war. In Neapel bewarb sich die Mitte-links-Kandidatin Rusa Russo Jervolino gegen Expolizeichef Franco Malvano um die Wiederwahl. Dort wurde die Abstimmung überschattet von Vorwürfen gegen ein Verbrechersyndikat, dass von Wahlkämpfern Geld erpresst haben soll. Fünf Personen wurden am Montag festgenommen, wie italienische Nachrichtenagenturen meldeten.

In der Finanzmetropole Mailand kandidierte Berlusconis frühere Bildungsministerin Letizia Moratti gegen den Mitte-links-Kandidaten Bruno Ferrante. Laut Hochrechnungen lag Moratti zwar mit rund 50 Prozent in Führung gegenüber Ferrante mit 47,5 Prozent, es könnte aber noch zur Stichwahl kommen. In allen Fällen, in denen ein Kandidat keine Mehrheit von mindestens 50 Prozent erzielt, gibt es am 11. und 12. Juni eine zweite Wahlrunde.

In Sizilien, einer Hochburg Berlusconis, schien dem Mitte-links-Bündnis allerdings kein Durchbruch gelungen zu sein. Den Prognosen zufolge konnte sich der konservative Provinzgouverneur Salvatore Cuffaro mit knapp 51 Prozent der Stimmen halten. Cuffaro, gegen den wegen mutmaßlicher Mafia-Kontakte ermittelt wird, musste sich gegen Rita Borsellino durchsetzen, auf die etwa 45 Prozent der Stimmen entfielen. Sie ist die Schwester des Staatsanwalts Paolo Borsellino, der 1992 wegen seiner strikten Verfolgung der Mafia von dieser mit einer Autobombe ermordet wurde.

Gewählt wurde am Sonntag und Montag in gut 1.200 Städten und Gemeinden in weiten Teilen Italiens sowie in allen Gemeinden Siziliens. Wahlberechtigt waren rund 19,5 Millionen Menschen gegenüber 47 Millionen bei nationalen Abstimmungen. Die Wahlbeteiligung wurde mit knapp 50 Prozent angegeben.

(ap)
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