Präsidentenwahl in El Salvador Salvador Sánchez Cerén muss in die Stichwahl

San Salvador · Bei der Präsidentenwahl in El Salvador liegt nach der Auszählung von zwei Dritteln der Stimmen der Regierungskandidat Salvador Sánchez Cerén vorn. Er konnte 49,1 Prozent der Stimmen gewinnen und verfehlte damit knapp einen Sieg im ersten Wahlgang. Gegenspieler Norman Quijano brachte es auf 38,9 Prozent.

 Salvador Sánchez Cerén bei der Stimmabgabe.

Salvador Sánchez Cerén bei der Stimmabgabe.

Foto: afp, JOSE CABEZAS

Bei der Präsidentschaftswahl in El Salvador hat der Kandidat der regierenden Linkspartei Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) die für einen Sieg im ersten Durchgang erforderliche Marke von mehr als 50 Prozent knapp verfehlt. Wie das Oberste Wahlgericht am Sonntagabend mitteilte, lag der 69-jährige amtierende Vizepräsident Salvador Sanchez Cerén mit etwa 49 Prozent der Stimmen an erster Stelle. Die Stichwahl soll am 9. März stattfinden.

Auf dem zweiten Platz landete den Angaben zufolge nach Auszählung von vier Fünfteln der Wahllokale der 67-jährige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Norman Quijano, ein ehemaliger Zahnarzt und glühender Antikommmunist von der rechten Nationalrepublikanischen Allianz (Arena). Er kam demnach auf rund 39 Prozent der Stimmen.

Sanchez Cerén, ehemaliger Kommandeur der einstigen Guerillaorganisation FMLN, und Quijano erklärten sich bereit für die Stichwahl. Sanchez Cerén gab an, er sei gut gerüstet. Er werde Quijano dann nicht nur um zehn Prozentpunkte, sondern um mehr als zehn Prozentpunkte abhängen. Es werde ein "großer Sieg" sein, sagte er bei einer Pressekonferenz in San Salvador. Quijano versicherte seinerseits, dass er im zweiten Durchgang siegen könne.

Cerén: "Für alle Tendenzen offen"

Sanchez Cerén wird dem linken Flügel der FMLN-Partei zugerechnet. Sein Parteifreund, der gemäßigte Staatschef Mauricio Funes, durfte nicht wieder kandidieren. Sollte Sanchez Cerén als Sieger aus der Stichwahl hervorgehen, wäre er der fünfte aktuelle lateinamerikanische Staatschef mit Guerilla-Vergangenheit - neben der Brasilianerin Dilma Rousseff, dem Kubaner Raúl Castro, dem Nicaraguaner Daniel Ortega und dem Uruguayer José Mujica. Der scheidende salvadorianische Staatschef Funes, obwohl der FMLN zugehörig, entstammt nicht der früheren Guerillabewegung.

Bei der Stimmabgabe hatte Sanchez Cerén mit der Bemerkung überrascht, er wolle eine Regierung bilden, die "für alle Tendenzen" offenstehe, und dem Appell an seine Gegner, einen "großen nationalen Pakt" für El Salvador zu schließen. Das rechtskonservative Lager trat bei der Präsidentschaftswahl gespalten an. Der ehemalige Staatschef der Jahre 2004 bis 2009, Antonio Saca, der vor fünf Jahren gemäß der Verfassung nicht sofort für eine zweite Amtszeit kandidieren durfte und sich jetzt wieder bewarb, dürfte Quijano einige Stimmen konservativer Wähler abgejagt haben. Wegen des Wahldesasters im Jahr 2009 war Saca aus der Arena-Partei ausgeschlossen worden.

Insgesamt waren in dem zentralamerikanischen Land etwa 4,9 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Sowohl Sanchez Cerén als auch Quijano hatten im Wahlkampf versprochen, die in El Salvador grassierende Armut und Kriminalität zu bekämpfen. Sanchez Cerén spricht sich für ein Programm zur Wiedereingliederung krimineller Bandenmitglieder in die Gesellschaft aus. Quijano steht für eine rigorose Sicherheitspolitik.

(afp)
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