Russlandbesuch Politologe hält Annäherung zwischen Merkel und Putin für möglich
Moskau · Angela Merkels erste Russlandreise seit zwei Jahren könnte nach Meinung eines russischen Experten eine Annäherung zwischen Berlin und Moskau einleiten. Die Kanzlerin trifft Präsident Putin in Sotchi.
Der Politologe Wladislaw Below mahnte jedoch vor dem Treffen, die Erwartungen dürften angesichts zahlreicher Streitthemen nicht zu hochgesteckt werden. "Einen gemeinsamen Nenner zu finden, dafür braucht es viel Zeit und gegenseitiges Verständnis", sagte der Deutschland-Experte von der Russischen Akademie der Wissenschaften zur Deutschen Presse Agentur.
Merkel trifft sich an diesem Dienstag mit Kremlchef Wladimir Putin im südrussischen Ferienort Sotschi am Schwarzen Meer. Auf der Agenda stehen unter anderem die Konflikte in der Ukraine und in Syrien.
Zuletzt war Merkel im Mai 2015 in Moskau.
Below meinte, Themen wie die Außenpolitik von US-Präsident Donald Trump und die Lage in der Ostukraine dürften das Treffen dominieren.
"Erklären, was Russland in Syrien macht"
Für den Kremlchef sei die Begegnung eine Chance, Russlands Außenpolitik zu erläutern, sagte Below. "Er kann zum Beispiel versuchen zu erklären, was Russland in Syrien macht." Überraschend wäre Below zufolge etwa, wenn Putin konkrete Vorschläge für eine bessere Umsetzung des Friedensplans für die Ostukraine machen würde.
Auf ihrer Rundreise in die Teilnehmerländer des G20-Gipfels besuchte die Kanzlerin am Wochenende Saudi-Arabien. Weitere Stationen Merkels vor dem G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg sind in einigen Wochen Brasilien und Argentinien.
Putin spricht auch mit Präsident Trump
Der russischen Präsident Wladimir Putin spricht nach Angaben aus dem Weißen Haus am Dienstag außerdem mit US-Präsident Donald Trump. Wobei es in dem Telefonat gehen wird, wurde nicht erklärt. Zu erwarten ist aber, dass Trump und Putin über den Bürgerkrieg in Syrien und die russische Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sprechen werden.
Seit Trumps Wahl haben er und Putin bereits mehrere Male telefoniert, unter anderem nach einem Anschlag in St. Petersburg, den Trump verurteilte. Im vergangenen Monat erklärte der US-Präsident, die Verbindungen zu Moskau seien vermutlich an einem noch nie da gewesenen Tiefpunkt.