Maria Kaczynska gab den Menschen Wärme Polen weint um die First Lady

Warschau (RPO). Auch an diesem Mittwoch bilden sich lange Schlangen vor dem Präsidentenpalast. Dort sind die sterblichen Überreste des verunglückten Präsidenten Lech Kaczynski und seine Frau Maria öffentlich aufgebahrt. Die Tränen der Polen gelten vor allem ihr. Wegen ihrer warmherzigen, aber auch selbstbewussten Art, liebten sie die Polen innig.

Abschied von Präsidentengattin Maria Kaczynska
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Die 66-jährige Maria Kaczynska war in der Bevölkerung außerordentlich beliebt. Als ihr Sarg am Dienstag vom Warschauer Flughafen zum Präsidentenpalast gefahren wurde, säumten entlang der zwölf Kilometer langen Strecke tausende Trauernde die Straßen. Sie wollten den Leichenwagen zu sehen und mit ihren Blumen Maria Kasczynska einen letzten Gruß zuwerfen. Am Ende der Strecke ist die Limousine über und über mit Blumen bedeckt.

Ihr Mann, Lech Kaczynski, war ein Konservativer, galt innen- und außenpolitisch als Hardliner, wirkte oft schroff und aggressiv. In seinen Äußerungen war er lautstark, er polarisierte. Als politischer Eiferer vertrat er Positionen, die einem Liberalen das Fell jucken ließen. Seit den 90er Jahren trat der praktizierende Katholik für die Wiedereinführung der Todesstrafe ein, Homosexualität lehnte er ab.

Seine Frau bildete das komplementäre Gegenstück zu ihm. Sie wirkte herzlich auf die Polen. "Frau Maria war ein besonders warmherziger Mensch", sagt Iwona Smietanka, die Hausmeisterin im Stadtteil Pawisle, in das Ehepaar Kaczynski bis 2005 drei Jahre lang wohnte. "Sie war sehr bodenständig. Sie ist hier immer mit dem Hund spazieren gegangen und hat mit den Nachbarn geplaudert."

In Danzig, wo sie Seefahrt studierte, lernte sie ihren späteren Mann Lech Mitte der 70er Jahre kennen und lieben. 1980 wird die einzige Tochter Marta geboren. Danach widmet sich Maria Kaczynska der Familie und unterstützt ihren Mann in seinen politischen Aktivitäten. "Sie war sehr sensibel und hatte einen großen Einfluss auf ihren Mann", erzählt der erste post-kommunistische Regierungschef Tadeusz Mazowiecki im Radio.

Nicht gerade einfach ist für die eher schüchterne Kaczynska die Wahl ihres Mannes 2005 zum Präsidenten, wie ihr Freund Daniel Olbrychski sagt. Doch die neue First Lady findet ihren eigenen Stil. Dabei beschränkt sie sich nicht nur aufs Repräsentieren und ihre Hobbys wie das Theater und die Musik. Politisch zeigt sie einen eigenen, einen unabhängigen Kopf. Meist nimmt sie deutlich liberalere Positionen ein als ihr Mann. So spricht sie sich beispielsweise für die künstliche Befruchtung aus und ein freieres Abtreibungsrecht. Auch dem Umweltschutz misst sie mehr Bedeutung zu als ihr Mann.

Auf den Schwarz-Weiß-Fotos, die so oft im Blumen- und Kerzenmeer der Trauerenden zu sehen sind, wirken die Kaczynskis wie ein harmonisches Ehepaar. So waren auch beide am Samstag ins westrussische Katyn unterwegs, um dort an einer Gedenkfeier teilzunehmen. Kaczynskas Onkel war dort 1940 von der sowjetischen Geheimpolizei hingerichtet worden, wie 22.000 andere Polen auch.

Derweil sind die Polen vier Tage nach der Katastrophe von Katyn immer noch im Schock-Zustand. Am Mittwoch bildeten sich lange Schlangen vor dem Präsidentenpalast, wo die Kaczynskis aufgebahrt sind. Stundenlang stehen die Trauerenden dort an, um sich vom Präsidentenpaar verabschieden zu können. Die Staatstrauer wurde bis Sonntag verlängert, wie Parlamentspräsident Bronislaw Komorowski am Mittwoch mitteilte.

Am 20. Juni soll wahrscheinlich ein neues Staatoberhaupt gewählt werden. Eine offizielle Ankündigung werde es erst am 21. April geben, sagte ein Berater von Ministerpräsident Donald Tusk am Mittwoch. Polens Übergangspräsident Bronislaw Komorowski verschob die Bekanntgabe des Wahltermins offenbar auf Druck von Oppositionsparteien um eine Woche. Eigentlich wollte er das Datum am Mittwoch nennen.

(AFP/RTR)
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