Schwangerschaftsabbruch in Polen Vereinnahmung der Abtreibungsfrage

Analyse | Düsseldorf · Polen hat sein ohnehin schon striktes Abtreibungsrecht weiter verschärft. Frauen gehen dagegen auf die Straße. In den USA wurde gerade eine konservative Richterin ernannt, mit deren Hilfe sich auch dort die Gesetzgebung verändern könnte. Geht es dabei um Lebensschutz oder die Vereinnahmung einer ethischen Frage?

 Frauen in Polens Hauptstadt Warschau demonstrieren gegen die Verschärfungen des Abtreibungsrechts in ihrem Land.

Frauen in Polens Hauptstadt Warschau demonstrieren gegen die Verschärfungen des Abtreibungsrechts in ihrem Land.

Foto: AP/Czarek Sokolowski

In Polen ist das Thema akut und treibt Menschen auf die Straße: Das Verfassungsgericht hat das ohnehin schon strenge Abtreibungsrecht des Landes weiter verschärft. Die Obersten Richter halten Schwangerschaftsabbrüche aufgrund schwerer Fehlbildungen des Ungeborenen für unvereinbar mit der Verfassung. Nur wenn eine Schwangerschaft das Leben der Mutter gefährdet oder Ergebnis einer Vergewaltigung ist, soll ein Abbruch noch legal sein. Im vergangenen Jahr gab es in polnischen Kliniken 1110 Abtreibungen. 1074 davon wurden mit Fehlbildungen des Fötus begründet. Die neue Entscheidung bedeutet also, dass es in dem katholisch geprägten Land künftig kaum noch legale Abtreibungen geben wird.