Pedro Castillo Dorfschullehrer gewinnt Präsidentschaftswahl in Peru

Lima · Der Sozialist Pedro Castillo hat die Wahl in Peru knapp gegen die Rechtspopulistin Keiko Fujimori gewonnen. Aus dem Nichts hat sich der Linkskandidat vom Land ins Zentrum der Macht katapultiert.

 Der künftige peruanische Präsident Pedro Castillo feiert den Wahlsieg in Lima.

Der künftige peruanische Präsident Pedro Castillo feiert den Wahlsieg in Lima.

Foto: AP/Guadalupe Pardo

Der Sozialist Pedro Castillo ist offiziell als Sieger der Präsidentschaftswahlen in Peru bestätigt. Die nationale Wahlaufsichtsbehörde (JNE) ernannte Castillo am Montag (Ortszeit) zum nächsten Präsidenten des Landes. Der linke Politiker ging aus der Stichwahl vor sechs Wochen mit einem knappen Vorsprung von 44.000 Stimmen hervor.

Das offizielle Ergebnis wurde durch Einsprüche seiner Kontrahentin, der Rechtspopulistin Keiko Fujimori, verzögert. Obwohl internationale Wahlbeobachter erklärten, die Wahlen seien transparent gewese, beantragte sie die Prüfung und Neuauszählung tausender Stimmen wegen angeblichen Wahlbetrugs. Die JNE teilte mit, sie habe die Vorwürfe von Fujimori, der Tochter des inhaftierten ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori, als unbegründet zurückgewiesen.

Fujimori kündigte an, das offizielle Ergebnis anzuerkennen, rief aber gleichzeitig ihre Anhänger zu einem friedlichen Protest auf. "Wir haben das Recht, uns zu mobilisieren (...), aber auf friedliche Weise und im Rahmen des Gesetzes", sagte sie auf einer Pressekonferenz. Für die 46-Jährige stand viel auf dem Spiel. Ihr drohen nun eine Anklage in einem Korruptionsverfahren und im Falle einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft.

Der Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori wird vorgeworfen, für ihre Wahlkämpfe 2011 und 2016 Geld von Unternehmen angenommen zu haben. Sie bestreitet die Anschuldigungen. Bei einem Wahlsieg wäre sie aufgrund ihrer Immunität als Staatschefin vorerst vor Strafverfolgung geschützt gewesen.

Der plötzliche Aufstieg des 51-jährigen ehemaligen Lehrers hat die politische und wirtschaftliche Elite Perus erschüttert und könnte einen großen Einfluss auf die wichtige Bergbauindustrie des zweitgrößten Kupferproduzenten der Welt haben. Castillo plant starke Steuererhöhungen für den Sektor. Der künftige Präsident will binnen eines Jahres eine Million neuer Arbeitsplätze schaffen und den Bergbau sowie die Kohlenwasserstoffvorkommen des Landes verstaatlichen. Zur Ankurbelung der Wirtschaft versprach er öffentliche Investitionen unter anderem in Infrastrukturprojekte.

Beobachter befürchten nach Castillos Triumph eine Kapitalflucht ausländischer Investoren. Bislang galt Peru in der Region als ausgesprochen marktliberal. Die wirtschaftlichen Berater des künftigen Präsidenten bemühten sich schnell zu versichern, Castillo habe mehr mit Brasiliens sozialdemokratischem Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva gemein als mit Venezuelas sozialistischem Ex-Staatschef Hugo Chávez.

Als absoluter Außenseiter hatte Castillo im April die erste Wahlrunde gewonnen, vor Beginn seiner Kampagne verfügte der 51-Jährige noch nicht einmal über ein Twitter-Konto. Castillo vertritt das ländliche Peru, Menschen fernab der urbanen Zentren, sagte der Politologe Gonzalo Bande der Zeitung „El Comercio“. Gerade Bauern und Indigene konnten von dem beachtlichen Wirtschaftswachstum Perus der vergangenen Jahre kaum profitieren und leben oftmals weiter in bitterer Armut. Castillo ritt auf einem Pferd zu Wahlkampfterminen in Dörfern, zeigte sich immer wieder in traditioneller Kleidung mit breitkrempigem Hut und Poncho.

Zudem dürfte er davon profitiert haben, dass viele Peruaner eine tiefe Abneigung gegen den Ex-Präsidenten Alberto Fujimori hegen, von dessen Politik sich Tochter Keiko nie ernsthaft distanziert hat. Der frühere Machthaber verbüßt wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen eine 25-jährige Haftstrafe. In seiner Amtszeit (1990-2000) ließ Fujimori Sicherheitskräfte rigoros gegen linke und angeblich subversive Kräfte vorgehen, das Parlament wurde entmachtet. Zudem wurden Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert.

Nach der Scheidung der Eltern galt Keiko Fujimori jahrelang als First Lady und begleitete ihren Vater auf zahlreichen Auslandsreisen. Im Falle eines Wahlsiegs wollte sie ihren Vater begnadigen.

Doch auch wenn Castillo und Fujimori für gegensätzliche Extreme auf der politischen Skala stehen, liegen sie bei ihren gesellschaftspolitischen Ansichten gar nicht weit auseinander: Auch Castillo vertritt ein konservatives Familienbild, ist gegen gleichgeschlechtliche Ehen und Abtreibung. Genau wie seine neoliberale Kontrahentin setzt er auf die Ausbeutung von Bodenschätzen und misst dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten keine große Bedeutung zu.

(peng/Reuters/dpa/AFP)
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