Parteitag US-Republikaner bereiten offizielle Nominierung Trumps vor

Charlotte · Anders als die Demokraten setzen die Republikaner bei ihrem Parteitag nicht auf rein virtuelle Veranstaltungen. Bei einem verkleinertem Treffen zeigen Delegierte zum Auftakt in Charlotte persönlich Flagge.

 Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Donald Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.

Foto: dpa/Alex Brandon

Mit einem viertägigen Parteitag starten die US-Republikaner am Montag in die heiße Phase des Wahlkampfs. Dabei soll Amtsinhaber Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Partei gekürt werden. Trotz der Corona-Pandemie war dazu eine persönliche Abstimmung von Delegierten in einem Kongresszentrum in Charlotte im US-Staat North Carolina vorgesehen - ein deutlicher Kontrast zum Vorgehen der Demokraten, die ihren Parteitag und die Nominierung ihres Kandidaten Joe Biden in der vergangenen Woche mit Videoschalten über die Bühne brachten.

Trump steht unter Druck, er lag in Umfragen zuletzt hinter Biden. Seine Berater hoffen, mit dem Parteitag neue Akzente setzen zu können und die Wahl zu einer Abstimmung über Trumps Vision für die Zukunft Amerikas zu machen. „Wir werden etwas sehen, das sehr erbaulich und positiv sein wird“, sagte Trump in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Senders Fox News.

Allerdings berücksichtigen auch die Republikaner bei der Organisation ihres Parteitags das Coronavirus. Lediglich 336 Delegierte wurden eingeladen, stellvertretend ihre Stimme abzugeben. Unter normalen Umständen wären es mehr als 2500 gewesen. Zudem gelten strenge Sicherheits- und Hygieneregeln, ausgearbeitet von einem eigens angeheuerten Arzt. Unter anderem wurden die Delegierten aufgefordert, sich vor ihrer Anreise auf das Virus testen zu lassen und einen Gesundheitsfragebogen auszufüllen. Auch vor Ort werden sie getestet, sollen zwei Meter Abstand zu anderen einhalten und einen Mund-Nasenschutz tragen.

Nach dem Start in Charlotte verlagert sich der Parteitag weitgehend nach Washington, nicht zuletzt ins Weiße Haus. Neben Trump werden in den kommenden Tagen auch zahlreiche Unterstützer sprechen - Familienmitglieder, Politiker, Journalistinnen und Journalisten, aber auch Bürgerinnen und Bürger - jene „stille Mehrheit“, die laut den Republikanern von Trumps Amtszeit profitiert hat.

First Lady Melania Trump äußert sich am Dienstag vom Rosengarten des Weißen Hauses, Vizepräsident Mike Pence tritt am Mittwoch in Fort McHenry in Baltimore auf, und Trump selbst beschließt den Parteitag an Donnerstag mit einer Rede vor Anhängern vom Südrasen des Weißen Hauses. Dass er den offiziellen Amtssitz des Präsidenten nutzt, wird von den Demokraten als unangemessen kritisiert.

Um den Veranstaltungsort des Parteitags gab es ein langes Hin und Her. Nachdem Charlotte wegen der Pandemie nicht garantierten wollte, dass das Treffen ohne Hygieneauflagen stattfinden könne, ließ Trump die Stadt im Juni verärgert fallen. Dann wurde zunächst eine Verlegung nach Jacksonville in Florida geplant, doch als auch dort die Infektionszahlen stiegen, gab Trump im Juli überraschend bekannt, dass er auch von diesen Plänen Abstand nehme und die meisten Veranstaltungen nach Washington verlegt würden.

Auf die Republikaner warte eine schwierige Aufgabe, sagt der Präsidentenhistoriker Douglas Brinkley von der Rice University. Der Parteitag der Demokraten sei „meisterhaft choreographiert“ gewesen, nun müsse den Republikanern dieses Kunststück gelingen. Sie bräuchten eine Botschaft, die neue Wähler anspreche, und müssten einen Weg finden, Zuschauer zu interessieren, obwohl der Präsident ohnehin omnipräsent sei. Es habe ihn überrascht, dass Trump nicht versucht habe, Schlagzeilen mit einem Ersatz von Pence zu machen. „Das würde wirklich jedermanns Aufmerksamkeit erregen und die Dinge drastisch verändern.“

(cpas/dpa)
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