Umfrage in der Türkei Partei von Regierungschef Erdogan verliert an Rückhalt
Istanbul · Die türkische Regierungspartei AKP hat Umfragen zufolge nach der Korruptionsaffäre an Rückhalt in der Wählerschaft verloren.
In der Untersuchung des Institutes Sonar kam die AKP bei der Sonntagsfrage auf 42,3 Prozent, wie türkische Zeitungen am Freitag meldeten. Das sind rund acht Prozentpunkte weniger als bei der Parlamentswahl 2011, als sie 49,8 Prozent errang.
Laut einer von der regierungsnahen Zeitung "Yeni Safak" veröffentlichten Befragung verlor die AKP dagegen nur leicht und kommt jetzt auf 48,6 Prozent.
Bis zum Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe im Dezember hatte sich die AKP in den Umfragen bei durchschnittlich 50 Prozent halten können; eigenen Befragungen zufolge kam die Partei von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sogar auf 52 Prozent.
Laut Sonar sind zwei von drei Türken überzeugt, dass es in der Umgebung der Regierung Korruptionsfälle gibt. Rund 60 Prozent der befragten Wähler sagten, die Korruptionsermittlungen seien gerechtfertigt.
Der regierungsnahen "Yeni Safak" zufolge ist die Wählerschaft in der Frage nach dem Motiv der Ermittlungen gespalten: 53 Prozent glauben demnach an Erdogans These, wonach die Ermittlungen ein Komplott der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen sind. Fast 70 Prozent der Türken sind demnach überzeugt, dass es die von Erdogan beklagten "parallelen Strukturen" im Staatsapparat gibt.
Istanbuler Staatsanwälte hatten am 17. Dezember mehrere Dutzend Verdächtige festnehmen lassen, darunter auch die Söhne von zwei Ministern. Bei dem Skandal geht es unter anderem um die Bestechung von Politikern, um illegale Goldgeschäfte der staatlichen Halkbank mit dem Iran zu verheimlichen, sowie um illegale Bauvorhaben.
Erdogan betrachtet die Ermittlungen als politisch motivierte Aktion regierungsfeindlicher Kräfte im Staatsapparat mit dem Ziel, der AKP vor den Kommunalwahlen am 30. März zu schaden.