Der Fall Dominique Strauss-Kahn Paris soll Freilassung verzögert haben

Paris · Der Fall des ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wird wohl noch lange nicht zu den Akten gelegt werden. Am Donnerstag veröffentlichte ein TV-Sender Bilder einer Hotel-Kamera, die DSK nach dem folgenschweren Zusammentreffen mit dem New Yorker Zimmermädchen zeigten. Jetzt berichtet eine Tageszeitung, Frankreichs Regierung sei für die wochenlange U-Haft verantwortlich.

Bilder aus dem Überwachungsvideo von Strauss-Kahn und dem Zimmermädchen
7 Bilder

Bilder aus dem Überwachungsvideo von Strauss-Kahn und dem Zimmermädchen

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Nach einem Bericht der Tageszeitung "Libération" sollen nicht näher bestimmte Pariser Beamte mit Telefonanrufen dafür gesorgt haben, dass der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach den Anschuldigungen der Vergewaltigung in New York nicht gegen Kaution frei kam.

Sie sollen der US-Staatsanwaltschaft Details aus französischen Ermittlungen um einen Call-Girl-Ring in Luxushotels mitgeteilt haben, in denen auch Strauss-Kahn eine Rolle spielte. Allerdings sei damit das Dienstgeheimnis gebrochen worden. Laut "Libération" weisen die französischen Beamten die Vorwürfe zurück.

Schon kurz nach der Verhaftung des Sozialisten in Amerika gab es immer wieder Gerüchte und Spekulationen, dass die Regierung Sarkozy ihre Finger im Spiel haben könnte, um einen innenpolitischen Gegner politisch kaltzustellen. Der Plan wäre aufgegangen. Frankreichs Sozialisten kürten in der Zwischenzeit Francois Hollande zu ihrem Spitzenkandidaten für die kommende Wahl.

Am Donnerstag hatte erstmals ein französischer TV-Sender Bilder von Überwachungskameras des New Yorker Hotels Sofitel ausgestrahlt. Sie entstanden am Tag des angeblichen sexuellen Übergiff zwischen dem Auschecken Strauss-Kahns aus dem Hotel um 12.27 Uhr und der Ankunft der Polizei um 14.10 Uhr. Die Bilder zeigen DSK und das Zimmermädchen, das ihm später versuchte Vergewaltigung vorgeworfen hatte, sowie mehrere Hotel-Mitarbeiter.

In den Aufzeichnungen war Strauss-Kahn zu sehen, wie er in aller Ruhe aus einem Aufzug ausstieg, an der Rezeption seine Rechnung beglich und anschließend in ein Taxi einstieg. In einem anderen Ausschnitt war das Zimmermädchen zu sehen, das von Mitarbeitern des Hotels betreut wurde. In diesen Szenen wird die Frau gestikulierend gezeigt. Einer der Angestellten rief daraufhin die Polizei.

Anschließend waren Bilder von zwei Hotel-Mitarbeitern zu sehen, wie sie sich freudig gegenseitig in die Hände klatschten und sich umarmten. Einer von ihnen begann zu tanzen. Die Szene dauerte laut Presseberichten 13 Sekunden. Die Accor-Gruppe, die das Hotel betreibt, teilte mit, die beiden Mitarbeiter hätten "kategorisch ausgeschlossen", dass die Szene etwas mit der Festnahme von Strauss-Kahn zu tun habe.

Die Anwälte des Zimmermädchens erklärten am Donnerstag in New York, die Bilder seien "ein erneuter Beweis" dafür, dass die Frau nicht gelogen habe. Das Video zeige, wie sie vor ihren Vorgesetzten und dem Sicherheitspersonal den Angriff Strauss-Kahns mit Gesten nachstelle. Dies sei ein "sehr wichtiger Fakt".

Strauss-Kahn war am 14. Mai wegen eines angeblichen sexuellen Übergriffs auf das Zimmermädchen festgenommen worden. Nur wenige Tage später trat er von der Spitze des IWF zurück. Das zuständige New Yorker Gericht stellte das Verfahren gegen ihn Ende August ein, weil die Klägerin als unglaubwürdig eingeschätzt wurde. Das mutmaßliche Opfer reichte anschließend eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn ein.

(APD/AFP/RTR)
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