Französische Truppen in Afghanistan Paris entkräftet Sorge vor Abzug

Kabul · Nach dem Tod von vier französischen Soldaten in Afghanistan hat Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet die Sorge vor einem vorzeitigen Truppenabzug aus dem Land entkräftet. Die Mission der Truppen bleibe "genau gleich", sagte Longuet am Samstag bei seiner Ankunft in Kabul. Dort traf auch der US-Sondergesandte Marc Grossman ein, um mit Afghanistans Präsident Hamid Karsai über Friedensverhandlungen mit den Taliban zu sprechen.

Der Auftrag der Truppen bleibe, eine "starke Kraft" zu schaffen, um die Verantwortung an die Afghanen übergeben zu können, sagte Longuet. Es müsse über Möglichkeiten nachgedacht werden, die Arbeit zum Erfolg zu führen. Der Besuch diene der Evaluierung des weiteren Vorgehens, sagte der Minister. Longuet und sein Generalstabschef Edouard Guillaud sollen Karsai sowie den Oberbefehlshaber der NATO-Truppen, US-General John Allen, treffen. Sie sollen prüfen, ob und wie die Ausbildung afghanischer Soldaten fortgeführt werden kann.

Präsident Nicolas Sarkozy hatte Longuet nach dem Angriff eines afghanischen Soldaten entsandt, bei dem am Freitag in der östlichen Provinz Kapisa vier unbewaffnete französische Soldaten beim Sport getötet worden waren. Sarkozy hatte daraufhin erklärt, die Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee werde vorerst eingestellt. Zudem schloss er einen vorzeitigen Abzug der derzeit 3600 französischen Soldaten aus Afghanistan nicht aus. Eigentlich soll der Abzug erst Anfang 2014 abgeschlossen sein.

Longuet traf bei seiner Ankunft in Kabul auch zwölf der 15 durch den Angriff verletzten Soldaten. Ein französischer Militärarzt sagte, mehrere Verwundete schwebten in Lebensgefahr. Longuet sagte, die Soldaten seien Opfer des Vertrauens geworden, das sie zur afghanischen Armee hätten aufbauen wollen. Zugleich betonte er, derartige Angriffe seien "sehr selten". Das Außenministerium in Paris teilte derweil mit, eines der Opfer sei ein Bulgare der Fremdenlegion gewesen.

Der US-Sondergesandte Grossman sagte nach seiner Ankunft in Kabul, die USA seien bereit, "den afghanisch geführten Versöhnungsprozess zur Beendigung des Konflikts auf jede mögliche Weise zu unterstützen". Grossman war von US-Außenministerin Hillary Clinton entsandt worden, um mit Karsai über die Eröffnung einer Vertretung der Taliban im Emirat Katar zu sprechen. Berichten zufolge ist Karsai besorgt, bei Gesprächen zwischen den USA und den Taliban übergangen zu werden.

Clinton betonte jedoch, sie habe Karsai versichert, dass der Prozess unter seiner Führung stattfinden werde. Die Taliban hatten sich kürzlich bereit erklärt, eine dauerhafte Vertretung in Katar zu eröffnen. Eigentlich hatte Grossman neben Kabul auch Islamabad besuchen wollen, doch wegen der derzeit angespannten Beziehungen zur pakistanischen Regierung kam der Besuch nicht zustande.

(AFP)
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