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"Daddy Präsident" Macron lässt sich beim einzigen großen Wahlkampftreffen feiern

Paris · Auf eine Debatte mit seinen Herausforderern hat er verzichtet, stattdessen ließ er sich von seinen Anhängern wie ein Rockstar feiern: Eine Woche vor der französischen Präsidentschaftswahl hat Amtsinhaber Emmanuel Macron bei seiner einzigen Großveranstaltung im Wahlkampf versucht, seine Wähler zu mobilisieren.

 Emmanuel Macron bei der Wahlveranstaltung in Paris.

Emmanuel Macron bei der Wahlveranstaltung in Paris.

Foto: AFP/LUDOVIC MARIN

"Die Gefahr des Extremismus ist größer als je zuvor", rief Macron am Samstag seinen Anhängern in der Paris La Défense Arena zu. Eigentlich braucht Macron sich keine Sorgen um seine Wiederwahl zu machen. Aber vor fünf Jahren hatte er selber erlebt, dass eine Präsidentschaftswahl in Frankreich große Überraschungen bergen kann - damals zu seinen Gunsten. In einer Umfrage waren Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen sich in der Stichwahl kürzlich so nah gekommen, dass es - mit der Fehlermarge - für Le Pen zum Sieg hätte reichen können. Seinen Ukraine-Bonus von etwa fünf Punkten hat Macron inzwischen auch wieder verloren.

Für sein einziges "Meeting", wie die Franzosen sagen, hatte das Wahlkampfteam tief in die Effekte-Kiste gegriffen: Ein Animateur, der sonst bei Rugby-Spielen das Publikum aufwärmt, Feuerfontänen beim Einzug des Kandidaten, sentimentale Videos und dramatische Musik brachten die Anhänger in Stimmung. Die zahlreichen anwesenden Minister wurden genötigt, sich an einer La-Ola-Welle zu beteiligen.

"Daddy Präsident" war auf einem Plakat einer Enkeltochter seiner Frau Brigitte zu lesen. Der Applaus brandete am lautesten auf, als Macron sich bei Brigitte, "unseren Kindern und unseren Enkeln" bedankte. Ein Augenzwinkern, ein gehauchter Kuss in Richtung seiner Frau und engsten Beraterin - und das Publikum jubelte.

Macron hatte schon bei seiner Anmeldung der Kandidatur erklärt, dass er keine Zeit für den Wahlkampf habe. Zum Jahresanfang hatte Frankreich mit einer massiven Omikron-Welle zu kämpfen, und der Beginn des Ukraine-Kriegs hat dann endgültig alle Wahlkampfpläne über den Haufen geworfen.

Seine Anhänger nehmen ihm das nicht übel. "Mir gefällt, dass er klar sagt, was Sache ist und keine Phrasen drischt", sagte Laurence Felenbok, eine Ärztin, die bei Macrons Rede eine Europaflagge schwenkte. "Es war gut, dass er die Impfpflicht für das Pflegepersonal eingeführt hat", sagte ihre Kollegin Annie Elmaleh.

Vom Programm ihres Kandidaten ist bei den Franzosen bislang nicht viel hängen geblieben - am ehesten noch die Rente mit 65. "Nur so können wir unsere Vorhaben finanzieren", erklärte Macron, der sein Versprechen bekräftigte, weiter die Steuern zu senken. Besonders viel Applaus bekam seine Ankündigung, gegen Mobbing und sexuellen Missbrauch von Kindern vorzugehen.

Ähnlich wie vor fünf Jahren stellt Macron die Wahl als eine Entscheidung zwischen seiner Politik und dem Rechtsextremismus dar. Im Unterschied zu 2017 gibt es neben Le Pen nun auch den deutlich radikaleren Präsidentschaftskandidaten Eric Zemmour. "Wir gehören nicht zu denen, die Angst schüren und sich Sündenböcke suchen", sagte Macron. "Wir sind stolz, Europäer zu sein und die europäische Flagge zu zeigen."

Die Veranstaltung wurde kurz gestört von einigen Aktivisten, die ein Transparent mit den Worten "Criminel Climatik" enthüllten - und umgehend von Sicherheitsleuten aus dem Saal befördert wurden. Die nicht eingehaltenen Versprechen in der Klimapolitik - beispielsweise die Umsetzung der Vorschläge des von Macron einberufenen Bürger-Klimarates - gehören zu den Dingen, die seine Kritiker Macron am heftigsten vorwerfen.

In einer Debatte mit seinen Konkurrenten hätte der Präsident sich dazu ausführlicher äußern müssen. Aber im größten Veranstaltungssaal Europas, der mit etwa 30.000 überzeugten Wählern gut gefüllt war, fiel die selbst gezogene Bilanz seines ersten Mandats deutlich positiver aus.

(felt/AFP)
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