Im Alter von 84 Jahren Papst Johannes Paul II. gestorben

Rom (rpo). Papst Johannes Paul II. ist tot. Er starb am Samstagabend um 21.37 Uhr im Apostolischen Palast des Vatikan an Organversagen. Das teilte Erzbischof Leonardo Sandri am bei einer Gebetsfeier auf dem Petersplatz mit. Johannes Paul II. leitete die Weltkirche mit ihren rund 1,1 Milliarden Katholiken 26 Jahre, 5 Monate und 16 Tage. Es war das zweitlängste Pontifikat der 2.000-jährigen Kirchengeschichte.

Wie der Papst seinen Leiden trotzt
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Foto: ap

Zuletzt war das 84-jährige Kirchenoberhaupt nach Angaben seines Sprechers immer wieder in Bewusstlosigkeit gefallen. Bereits am Donnerstagabend erhielt Johannes Paul II. nach einer drastischen Verschlechterung seines Zustands das Sakrament der Krankensalbung. Im Februar musste er wegen akuter Atemkrisen zwei Mal in die Gemelli-Klinik eingeliefert werden. Nach einer Luftröhren-Operation konnte er kaum noch sprechen; den Segen "Urbi et orbi" erteilte er am Ostersonntag stimmlos.

Der Pole Karol Wojtyla war der erste nichtitalienische Papst nach 455 Jahren. Er trug entscheidend zur politischen Wende von 1989 bei. Zudem setzte er sich mit Nachdruck für die Ökumene, für eine Aussöhnung mit dem Judentum und für einen Dialog mit dem Islam ein. Wegen seiner 104 Auslandsreisen, spektakulärer Initiativen und Gesten sowie seines Einsatzes für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verschaffte er der katholischen Kirche und dem Papsttum weltweites Ansehen. So galt Johannes Paul II. als einer der schärfsten Kritiker des letzten Irak-Krieges. - In den vergangenen Jahren war er durch seine Krankheiten zunehmend auf einen Rollstuhl angewiesen. Dennoch mutete er sich bis zuletzt ein enormes Arbeitspensum zu.

117 Papstwähler

Die Beisetzung des Papstes muss laut geltenden Bestimmungen zwischen dem vierten und sechsten Tag nach dem Tod stattfinden. In der Zeit der Sedisvakanz liegt die Leitung der Kirche beim Kardinalskollegium, das derzeit 183 Mitglieder zählt. Von ihnen können jedoch nur die 117 unter 80-Jährigen an der Wahl des nächsten Papstes teilnehmen. Das nun anstehende Konklave muss zwischen dem 15. und 20. Tag nach dem Tod des bisherigen Amtsinhabers beginnen.

Der verstorbene Papst wurde am 18. Mai 1920 im südpolnischen Wadowice geboren. In den Kriegsjahren und während der deutschen Besatzungszeit arbeitete er als Werksstudent in einer Fabrik und studierte heimlich Theologie am Untergrundseminar in Krakau. 1946 wurde Karol Wojtyla zum Priester, 1958 zum Bischof geweiht. 1964 ernannte Papst Paul VI. ihn zum Erzbischof von Krakau und drei Jahre später zum Kardinal.

Am 16. Oktober 1978 wurde Karol Wojtyla im zweiten Konklave des "Drei-Päpste-Jahres" an die Spitze der Weltkirche gewählt; sechs Tage später trat er sein Amt offiziell an. Wie bereits seine unmittelbaren Vorgänger verzichtete er auf eine Inthronisation oder Krönung. Johannes Paul II. war der 265. Nachfolger des Apostels Petrus.

Drei Deutschland-Besuche

Drei Mal hat der polnische Papst Deutschland besucht: 1980, 1987 und zuletzt 1996, als er gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl das Brandenburger Tor durchschritt. Eine geplante Reise zum Weltjugendtag im August in Köln konnte er nicht mehr verwirklichen.

Johannes Paul II. veröffentlichte 14 Enzykliken und zahlreiche andere Lehrschreiben. Große Beachtung fanden seine Dokumente zur katholischen Soziallehre und zur Einheit der Christen. Er berief 15 Bischofssynoden ein; zudem proklamierte er rund 1.800 Heilige und Selige, mehr als all seine Vorgänger zusammen. Zu den Höhepunkten seines Pontifikats zählte das Heilige Jahr 2000, zu dem rund 30 Millionen Pilger nach Rom kamen.

Bei einem Attentat des Türken Ali Agca wurde Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 durch Schüsse schwer verletzt, überlebte aber dank seiner robusten Konstitution. Nach einem Sturz und einer Hüftoperation 1994 war er zunehmend gehbehindert. Als Spätfolgen des Attentats musste er sich mehreren Darmoperationen unterziehen. Vor zehn Jahren machte sich zudem erstmals die Parkinsonsche Krankheit bemerkbar, die seine Sprechfähigkeit immer stärker einschränkte.

Johannes Paul II. hat in seinem langen Pontifikat zahlreiche Neuerungen in der Kirche eingeführt. Als erster Papst besuchte er 1986 die jüdische Synagoge in Rom. Als Sensation galten die interreligiösen Friedensgebete, zu denen er 1986, 1993 und 2002 Religionsführer aus aller Welt nach Assisi einlud. 1983 gab er eine neue Fassung des Kirchenrechts heraus. 1992 erschien der Katechismus für die katholische Weltkirche.

Kritik in Moralfragen

Kritisiert wurde der Papst insbesondere wegen seiner Haltung in Moralfragen, zur Interkommunion und wegen mancher Bischofsernennungen. In seine Amtszeit fiel 1988 die Abspaltung der Traditionalisten unter dem früheren Erzbischof Marcel Lefebvre.

Der Besuch Johannes Paul II. im Heiligen Land im Jahr 2000 trug stark zur Aussöhnung zwischen der Kirche und dem Judentum bei. Zu seinen wichtigsten Reisen gehörte die Visite 1998 in Kuba. Eine erhoffte Reise nach Moskau konnte er wegen Widerständen des dortigen russisch-orthodoxen Patriarchats nicht verwirklichen.

(ap)
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