Keine Waffenruhe in Nahost 16 Menschen sterben in einer UN-Schule

Gaza · Beim Beschuss einer von Flüchtlingen belegten UN-Schule im Gazastreifen sind am Donnerstag 16 Menschen ums Leben gekommen. Es war der folgenschwerste Angriff an einem weiteren Tag heftiger Gefechte. Diesen sind seit Anfang Juli mehr als 780 Menschen zum Opfer gefallen, darunter 751 Palästinenser. Die Hoffnung auf eine rasche Waffenruhe zerstob.

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Foto: AFP/JACK GUEZ

Die israelische Armee hat nach eigener Darstellung die Betreiber einer UN-Schule im Gazastreifen gewarnt, bevor diese am Donnerstag beschossen wurde. Dabei waren mindestens 16 der dort Schutz suchenden Flüchtlinge getötet und 200 weitere verletzt worden. Aus der Umgebung der Schule in Beit Hanun habe die militante Hamas Raketen abgeschossen, teilte das Militär mit. Es habe deshalb dazu aufgefordert, das Gebäude zu räumen. Die Hamas habe die Zivilisten aber daran gehindert, das Gebäude zu verlassen. Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNRWA, Chris Gunness, teilte hingegen mit, seine Organisation habe vergeblich versucht, mit der israelischen Armee eine Räumung der Schule zu koordinieren.

Wegen des blutigen Konflikts haben Zehntausende Menschen in Einrichtungen der UN Zuflucht gesucht. In der getroffenen Schule in Beit Hanun waren es nach palästinensischen Angaben Hunderte. Ein Sprecher von UNRWA, der UN-Flüchtlingsbehörde für Palästina, forderte die Konfliktgegner auf, das Leben von Zivilisten und die Unverletzlichkeit von UN-Einrichtungen zu schützen.

Israel kämpft seit dem 8. Juli mit Luftangriffen gegen die Hamas, seit einer Woche auch mit Bodentruppen. Extremisten haben aus dem Gazastreifen inzwischen 2100 Raketen auf Israel gefeuert. Dort kamen drei Menschen ums Leben, zudem hat Israel bei den Kämpfen 32 Soldaten verloren.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigte am Donnerstag das Ziel, die Waffenarsenale der Hamas zu zerstören. "Wir haben diese Operation begonnen, um Frieden und Ruhe nach Israel zurückzubringen - und wir werden sie zurückbringen", sagte Netanjahu bei einem Auftritt mit dem neuen britischen Außenminister Philip Hammond. Die amerikanischen Bemühungen um einen Waffenstillstand erwähnte er nicht. Hammond forderte die Hamas zu einer sofortigen humanitären Feuerpause auf.

Die radikalislamische Organisation, die den Gazastreifen beherrscht, beharrt hingegen auf Vorbedingungen, wie ihr Anführer Chaled Maschaal in Katar betonte. Dazu zählt ein Ende der siebenjährigen Blockade des Gazastreifens.

Obwohl die Gewalt unvermindert anhält, dürfen nun sowohl amerikanische als auch europäische Fluglinien wieder Tel Aviv ansteuern. Die US-Luftfahrtbehörde FAA nahm ihr Verbot zurück, die europäische Behörde Easa die Empfehlung, den israelischen Airport nicht mehr anzusteuern. Zuvor hatten Politiker die Frage aufgeworfen, ob die Unterbrechung der Verbindung wie ein Boykott gegen Israel wirke.

Neben dem Beschuss auf die UN-Schule meldeten die Palästinenser auch in anderen Teilen des Gazastreifens viele Opfer. So habe ein israelisches Geschoss das Flüchtlingslager Dschebalija getroffen und sechs Mitglieder einer Familie sowie ein 18 Monate altes Kind getötet. Im Ort Abassan kamen bei einem weiteren Angriff fünf Mitglieder einer anderen Familie um, wie der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, sagte.

Schwere Gefechte gab es auch an der Grenze in der Mitte des Gazastreifens, in der Nähe der Flüchtlingslager Bureidsch und Maghasi. Aus der im Norden gelegenen Stadt Beit Lahija wurden ebenfalls Kämpfe zwischen palästinensischen Extremisten und israelischen Soldaten gemeldet. Israelische Kriegsschiffe feuerten zudem nach palästinensischen Angaben mehr als 100 Granaten auf die Küste von Gaza-Stadt und den nördlichen Gazastreifen. Das behindere Rettungsarbeiten, beklagten die palästinensischen Behörden.

(AP)
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