Nach 24 Toten bei mutmaßlichem Nato-Angriff Pakistan: USA soll Stützpunkt räumen

Islamabad · Nach einem mutmaßlichen Nato-Luftangriff auf pakistanische Soldaten mit 24 Toten hat Islamabad die USA zur Räumung eines Luftwaffenstützpunkts im Land aufgefordert. Unterdessen haben US-Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Leon Panetta der pakistanischen Regierung ihr "tiefstes Beileid" ausgesprochen.

Shamsi Air Base in der Provinz Baluchistan solle in den kommenden 15 Tagen geräumt werden, hieß es am Samstag in einer Mitteilung der pakistanischen Regierung. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA soll den Stützpunkt als Basis für sein geheimes Drohnenprogramm gegen Kämpfer der Taliban und des Terrornetzwerks Al Qaida in den pakistanischen Stammesgebieten nutzen.

Sämtliche diplomatischen, militärischen und wirtschaftlichen Kooperationen mit den USA und anderen Nato-Mächten kämen auf den Prüfstand, hieß es in Islamabad. Die Nato kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an der Grenze zu Afghanistan an. In einer Erklärung vom Samstag sprach der Oberbefehlshaber der Nato-Schutztruppe Isaf in Afghanistan, John Allen, sein Bedauern über mögliche Tote oder Verletzte unter den pakistanischen Sicherheitskräften aus. Zu dem tödlichen Angriff bekannte sich das Militärbündnis mit Verweis auf die fortdauernde Untersuchung aber nicht.

Nach Angaben der pakistanischen Streitkräfte hatten Nato-Hubschrauber in der Stammesregion Mohmand willkürlich das Feuer auf zwei Kontrollposten eröffnet. Sie seien nicht provoziert worden. Das staatliche Fernsehen berichtete von 24 getöteten Soldaten. Zwei Behördenmitarbeiter in Mohmand bestätigten diese Angaben. 13 weitere Soldaten seien verletzt worden.

USA sagt Untersuchung durch Nato zu

Nach dem Luftangriff auf pakistanische Soldaten haben US-Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Leon Panetta ihre "volle Unterstützung" für eine "sofortige Untersuchung" des Vorfalls durch die Nato zugesichert, hieß es in einer in der Nacht zum Sonntag in Washington verbreiteten Erklärung.

Clinton, der US-Kommandeur in Afghanistan, General John Allen, und Generalstabschef Martin Dempsey riefen ihre Kollegen in Pakistan auf, gemeinsam über die Lage zu beraten. Die Nato erklärte in einer ersten Stellungnahme, der Angriff sei "höchstwahrscheinlich" von Nato-Hubschraubern ausgegangen. Der pakistanische Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani ließ nach einer Sondersitzung mit Regierungs- und Militärvertretern am Samstag mitteilen, dass alle "diplomatischen, politischen, militärischen und geheimdienstlichen" Programme, Aktivitäten und Absprachen mit den USA und der Nato überprüft werden sollten.

(APD/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort