Reaktion auf gefälschten Bericht Pakistan droht Israel mit Atomschlag

Islamabad · In den letzten Wochen wurde vermehrt über das Phänomen "Fake-News" debattiert. Wie gefährlich der Trend tatsächlich sein kann, zeigt das Beispiel Pakistan: Weil der Verteidigungsminister sich von einem erfundenen Bericht angegriffen fühlt, droht er Israel indirekt mit der atomaren Auslöschung.

 Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif (Archivaufnahme aus dem Jahr 2015).

Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif (Archivaufnahme aus dem Jahr 2015).

Foto: dpa, ms pt kno

Khawaja Asif war auf einen gefälschten Medienartikel hereingefallen und hatte Israel daraufhin mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. In dem online veröffentlichten, gefälschten Dokument wurde der frühere israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon mit der Aussage zitiert, Israel werde Pakistan "nuklear zerstören", sollte das Land "unter dem Vorwand, den IS zu bekämpfen", Truppen nach Syrien schicken. Jaalon sagte in dem gefälschten und logisch lückenhaften Artikel: "So weit es uns angeht - sollten sie (Pakistan) wirklich in Syrien eintreffen, dann wissen wir, was wir zu tun haben. Wir werden sie mit einem Nuklearangriff zerstören."

Pakistan hat oft betont, dass es keinen erzwungenen Regimewechsel in Syrien will und wird daher als Unterstützer der Assad-Regierung angesehen, während Israel und Syrien Erzfeinde sind.

Israel reagiert und dementiert

Über das Weihnachtswochenende stellte Israel in zwei Tweets klar, dass der Bericht, auf den Asif sich beziehe, "komplett falsch" sei. "Die Stellungnahme, die dem früheren Verteidigungsminister Jaalon zugeschrieben wurde, ist nie gesagt worden", hieß es in einer der beidem vom Verteidigungsministerium abgesetzten Botschaften.

Die pakistanische Regierung sah aber am Montag keine Notwendigkeit, zu reagieren. "Der Minister hat auf einen gefälschten Bericht geantwortet - keine weitere Reaktion nötig", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Auch aus dem Außenministerium hieß es, man werde sich nicht äußern. Pakistan erkennt Israel nicht an.

Israel ist als regionale Atommacht bekannt, hat den Besitz von Nuklearwaffen jedoch nie offiziell zugegeben. Es verfolgt eine Politik der bewussten Zweideutigkeit, um Konfrontationen über das Atomprogramm aus dem Weg zu gehen. Nach einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri aus diesem Jahr soll Israel über 80 atomare Sprengköpfe verfügen.

Pakistan ist ebenfalls eines von nur neun Ländern in der Welt mit Atomwaffen. Experten schätzen ihre Zahl auf etwa 120. Sie werden auch wegen der Vielzahl extremistischer Gruppen im Land streng bewacht. Viele Regierungen in der Welt sind aber besorgt, weil Pakistan einigen Berichten zufolge aufrüstet und in der Abschreckungsrhetorik der Regierung Atomwaffenschläge nun häufiger vorkommen.

So genannte "Fake news" tauchen seit einiger Zeit verstärkt online in sozialen Netzwerken auf. Die Bundesregierung überlegt zum Beispiel, auf die wachsende Zahl von Falschnachrichten und auch Hassbotschaften mit einem Gesetz und einer Rechtsschutzstelle zu reagieren.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangte, die sozialen Netzwerke sollten konsequenter vorgehen. Es liege im Interesse etwa von Facebook und Google, dabei "einen gewissen Ehrgeiz" zu entwickeln, sagte Juncker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Glaubwürdigkeit sei schließlich "ihr wichtigstes Kapital".

(felt/dpa)
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