Mehr als 70 Tote bei neuer Gewalt in Syrien Opposition macht UN-Beobachtern Vorwürfe

Damaskus · Ungeachtet der Präsenz von UN-Blauhelmen geht das Blutvergießen in Syrien offensichtlich weiter. Nach Oppositionsangaben starben am Freitag mehr als 70 Menschen. Die UN-Beobachtermission schweige zu diesen Massakern

Assads Blutvergießen nimmt kein Ende
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Assads Blutvergießen nimmt kein Ende

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Wie die Oppositionsgruppe Syrian Observatory for Human Rights im Internet schrieb, kamen allein bei einem "Massaker" der syrischen Streitkräfte in Al-Hula in der Provinz Homs mehr als 50 Menschen ums Leben. Darunter seien 13 Kinder. Mindestens 300 Menschen seien verletzt worden, viele von ihnen schwer. Die Organisation zeigte sich in ihrer Mitteilung sehr enttäuscht über das Schweigen der UN-Beobachtermission.

Zudem hätten bei anderen Gewalttaten wenigstens 21 Menschen ihr Leben verloren. In der Provinz Hama etwa starben 14 Menschen durch Gewalt von Regierungstruppen, berichten Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

Syrische Truppen schossen am Freitag in der nördlichen Großstadt Aleppo mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten. Mindestens ein Kundgebungsteilnehmer starb, zahlreiche weitere wurden verletzt, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mit. In Aleppo sollen Zehntausende auf die Straße gegangen sein.

Sondervermittler Kofi Annan wird nach Angaben der Vereinten Nationen "demnächst" wieder nach Syrien aufbrechen. Der Beauftragte von UN und Arabischer Liga wolle direkte Gespräche mit den Behörden des Regimes führen, sagte UN-Sprecher Martin Nesirky am Freitag in New York. Annan werde auch mit der Opposition reden. Zudem wolle der frühere UN-Generalsekretär mit den Anrainerstaaten über die Krise sprechen.

Seit das Regime vor 14 Monaten begann, friedliche Proteste mit Gewalt niederzuschlagen, sind nach UN-Angaben mehr als 10 000 Menschen ums Leben gekommen. Im April waren UN-Beobachter als Teil des Annan-Friedensplanes nach Syrien geschickt worden. Sie sollen eine Waffenruhe überwachen, die bisher nur auf dem Papier existiert.
"Es ist nun Zeit, dass sich der Sondervermittler persönlich in die Gespräche mit Regierung und Opposition einschaltet", sagte UN-Sprecher Nesirky. Wann Annan aufbricht und welche Länder er bereist, wollte Nesirky aus Sicherheitsgründen nicht sagen.

Nach Informationen der sogenannten Revolutionskomitees ist ein Schiff mit russischen Waffen und Munition für die Truppen Assads auf dem Weg zum syrischen Hafen Tartus. In Diskussionsforen der Aktivisten hieß es, die "Professor Katsman" fahre unter russischer Flagge.

Die Türkei hatte zuletzt nach einer ähnlichen Warnung ein Frachtschiff auf dem Weg nach Syrien gestoppt und durchsucht. An Bord wurden damals jedoch nach offiziellen Angaben keine Waffen entdeckt.
Russland ist neben dem Iran der wichtigste Partner Assads.

(dpa)
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