Ex-Präsident Frankreichs Offizielle Ermittlungen gegen Nicolas Sarkozy

Paris · Die Immunität als Präsident schützte Sarkozy lange vor einem Verfahren. Nun muss sich der 58-Jährige der Justiz stellen. Es geht um einen womöglich illegal finanzierten Wahlkampf - und um Briefe mit viel Bargeld.

Mai 2012: Sarkozy verabschiedet sich nach Niederlage
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Foto: afp, MARTIN BUREAU

Gegen Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist in der Korruptions- und Spendenaffäre um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt ein Verfahren eingeleitet worden. Dem 58-Jährigen wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Bordeaux vorgeworfen, die Schwäche der betagten Milliardärin ausgenutzt zu haben. Betont wurde, für Sarkozy gelte die Unschuldsvermutung.

Zuvor war der Ex-Präsident erneut angehört worden. Sein Anwalt kündigte noch am Donnerstagabend umgehend rechtliche Schritte gegen die Entscheidung an.

150.000 Bargeld als Wahlkampfspende

In der Affäre geht es unter anderem um den Verdacht, Sarkozy könnte seinen erfolgreichen Wahlkampf 2007 mit illegalen Bargeldspenden aus dem Milliardenvermögen der Bettencourt-Familie finanziert haben.

Hintergrund der Ermittlungen sind unter anderem Zeugenaussagen von ehemaligen Angestellten von Bettencourt. Eine frühere Buchhalterin behauptet, sie habe für eine Wahlkampfspende 150 000 Euro Bargeld organisieren sollen. Andere Mitarbeiter wollen prall gefüllte Umschläge gesehen haben.

Sarkozy bestreitet alle Vorwürfe

Gegen einen Vertrauten Sarkozys läuft wegen der Bettencourt-Affäre bereits seit längerem ein Anklageverfahren. Sarkozy konnte lange nicht befragt werden, weil er als Präsident Immunität genoss. Er bestreitet alle Vorwürfe.

Im Sommer 2012 hatten Ermittler bereits Büro- und Wohnräume Sarkozys durchsucht, um mögliche Hinweise auf Gesetzesverstöße zu finden. Der konservative Politiker war im Vorfeld der Wahl im Jahr 2007 mindestens einmal bei den Bettencourts zu Gast.

Der Anwalt von Nicolas Sarkozy hat die Ermittlungen gegen den französischen Ex-Präsidenten wegen des Vorwurfs der Annahme illegaler Parteispenden scharf kritisiert. Sarkozy sei "skandalös" behandelt worden, sagte Anwalt Thierry Herzog am Freitag dem französischen Radiosender RTL.

UMP vermutet politische Motivierung

Die französische Justiz hatte am Donnerstag offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen Sarkozy eingeleitet. Die Milliardärin Liliane Bettencourt, Frankreichs reichste Frau, soll Sarkozy und anderen UMP-Politikern heimlich Geld für den Wahlkampf 2007 gegeben haben.

Sarkozy hat mit seiner Wahlniederlage 2012 seine Immunität als Politiker verloren. Aus Sarkozys Partei hieß es, die Vorwürfe seien politisch motiviert, um den Ex-Präsidenten zu diskreditieren, der im Land laut Meinungsumfragen nach wie vor große Beliebtheit genießt.

Die 90 Jahre alte Bettencourt steht unter Vormundschaft ihres Enkels Jean-Victor Meyers. Die Milliardärin leidet nach Einschätzung von Ärzten an einer Mischung aus Alzheimer und anderen Demenzformen.
Bettencourt verfügt nach Schätzungen über ein Vermögen von fast 20 Milliarden Euro.

(dpa/nbe/ap)
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