Tote in Afghanistan nach Koran-Verbrennung Obama zeigt sich entsetzt

Masar-i-Scharif (RPO). Das wirre Treiben des Hass-Predigers Terry Jones hat verheerende Folgen. In Afghanistan gab es zahlreiche Tote. Bei einem Angriff wütender Afghanen starben sieben UN-Mitarbeiter in Masar-i-Scharif. US-Präsident Barack Obama verurteilte die tödlichen Ausschreitungen als abscheulich.

So trainieren US-Soldaten in Afghanistan
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Zwar sei die Schändung eines religiösen Textes einschließlich des Korans ein Akt extremer Engstirnigkeit und Intoleranz, erklärte Obama am Samstag. "Dennoch ist es abscheulich, deshalb unschuldige Menschen anzugreifen und zu töten." Dies sei ein Angriff gegen die menschliche Würde, für den es keine Rechtfertigung gebe.

Die Verbrennung des Korans durch einen fundamentalistischen Priester in Florida hat in Afghanistan eine Welle der Gewalt ausgelöst. Bei Ausschreitungen in Kandahar im Süden des Landes wurden am Samstag mindestens zehn Menschen getötet, 83 weitere wurden verletzt. Am Vortag hatte sich der Zorn gegen die UN-Vertretung in Masar-i-Scharif entladen: Mindestens sieben Mitarbeiter der Weltorganisation und fünf Afghanen wurden getötet.

Die internationale Staatengemeinschaft reagierte entsetzt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach am Freitag von einem "feigen Angriff" auf das Büro der UN-Mission in Afghanistan (Unama). Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich "tief entsetzt" über die Attacke und sprach in einer Erklärung seine Anteilnahme aus. Der britische Außenminister William Hague sprach von einem "brutalen Akt". Der UN-Sicherheitsrat berief noch für Freitag eine Sondersitzung ein.

Nach dem Freitagsgebet hatten in Masar-i-Scharif hunderte Menschen gegen eine Koran-Verbrennung in einer Kirche im US-Bundesstaat Florida vor knapp zwei Wochen demonstriert. Wenige Stunden später attackierten die Demonstranten das UN-Gebäude.

Über die Zahl der Toten gab es unterschiedliche Angaben. Während ein ranghoher UN-Mitarbeiter in New York von acht getöteten UN-Mitarbeitern sprach, sagte UN-Vizesprecher Farhan Haq später, es seien vier Nepalesen und drei weitere UN-Mitarbeiter getötet worden.

Die norwegische Armee teilte mit, dass "aller Wahrscheinlichkeit nach" ein norwegischer Offizier unter den Toten sei. Schwedens Außenminister Carl Bildt erklärte, ein 33 Jahre alter Schwede sei bei dem Angriff getötet worden. Laut der rumänischen Nachrichtenagentur Agerpres wurde zudem ein rumänischer UN-Mitarbeiter getötet. Afghanischen Angaben zufolge wurden auch fünf Demonstranten getötet und 20 weitere verletzt.

Angaben eines Polizeisprechers, wonach zwei UN-Mitarbeiter "enthauptet" worden seien, widersprach ein Polizeigeneral: Die Opfer hätten Kopfschüsse erlitten und seien nicht enthauptet worden. Die Taliban erklärten, für die Gewalt verantwortlich zu sein. Dies sei der erste Schritt einer Kampagne gegen die nächsten Präsidentschaftswahlen.

Masar-i-Scharif liegt im Einsatzgebiet der Bundeswehr. Dort befindet sich auch das Hauptquartier des ISAF-Regionalkommandos Nord, das unter deutscher Führung den internationalen Einsatz in neun nördlichen Provinzen Afghanistans leitet. Die Stadt galt bislang als relativ friedlich und gehört zu den Gebieten, in denen ab Juli die afghanischen Behörden die Sicherheitsverantwortung übernehmen sollen.

Vor knapp zwei Wochen hatte ein Pastor in Gainesville in Florida ein Exemplar des Koran angezündet. Der Aktion wohnte auch der fundamentalistische Pastor Terry Jones bei. Dieser hatte im Herbst mit seiner Ankündigung, am Jahrestag des 11. September öffentlich den Koran verbrennen zu wollen, weltweit Empörung ausgelöst. Jones sagte die Aktion schließlich ab.

(AFP/RTR)
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