Verschlechterte Lage in Afghanistan Obama will mit Taliban sprechen

Washington/Kabul (RPO). US-Präsident Barack Obama hat sich angesichts der schlechten Sicherheitslage in Afghanistan offen gezeigt für eine Zusammenarbeit mit gemäßigten Taliban. Die ausländischen Truppen könnten möglicherweise ähnlich wie im Irak gemäßigte Kräfte überzeugen, den Weg der Versöhnung einzuschlagen, sagte Obama in einem Interview. Die Lage in Afghanistan sei allerdings komplizierter als im Irak, betonte der Präsident.

Obama weckt Hoffnung mit kühner Rede im Kongress
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In den vergangenen Jahren habe sich die Situation weiter verschlechtert, sagte Obama in dem Interview, das am Samstag auf der Website der "New York Times" veröffentlicht wurde. Die Taliban seien dreister geworden, außerdem habe die Regierung in Kabul noch immer nicht das Vertrauen der Bevölkerung.

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat bereits im Februar erklärt, Washington könnte einer politischen Übereinkunft zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban zustimmen, wenn die Aufständischen ihre Waffen niederlegten und die Bedingungen der Regierung akzeptierten. Im Irak konnten die US-Truppen angesichts der Gewalt von Al-Kaida-Terroristen sunnitische Aufständische zur Zusammenarbeit bewegen.

Der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Mittleren Osten, General David Petraeus, würde vermutlich argumentieren, dass darauf teilweise der Erfolg im Irak beruhe, erklärte Obama in dem Interview: Auf Menschen zuzugehen, "die wir als islamische Fundamentalisten betrachten würden, die aber bereit waren, mit uns zusammenzuarbeiten".

Der afghanische Präsident Hamid Karsai begrüßte Obamas Äußerung. Seine Regierung sei der gleichen Ansicht, sagte Karsai am Sonntag in Kabul. Zwar gebe es Taliban-Kämpfer, die keinesfalls zur Versöhnung bereit seien. Alle anderen seien aber willkommen. Obama hat im Februar die Entsendung von weiteren 17.000 amerikanischen Soldaten nach Afghanistan angeordnet, derzeit sind dort 38.000 Soldaten stationiert.

NATO-Soldat bei Anschlag getötet

Bei einem Bombenanschlag im Osten Afghanistans wurde nach NATO-Angaben am Sonntag ein Soldat des Bündnisses getötet, zwei US-Soldaten erlitten Verletzungen. Über die Nationalität des Todesopfers war zunächst nichts bekannt.

In der Provinz Ghasni wurden bei einem Anschlag drei Polizisten getötet und drei weitere verletzt, wie das Büro des örtlichen Gouverneurs mitteilte. In der nordöstlichen Provinz Kapisa erschossen Soldaten der afghanisch-internationalen Truppe am Freitagabend zwei einheimische Polizisten, die zuvor das Feuer eröffnet hatten.

Karsai akzeptiert Präsidentenwahltermin im August

Karsai akzeptierte unterdessen die Entscheidung der Wahlkommission, die Präsidentenwahl aus Sicherheitsgründen erst am 20. August abzuhalten. Bis Samstag hatte er den Standpunkt vertreten, die Wahlkommission müsse laut Verfassung einen Wahltermin 30 bis 60 Tage vor dem Ablauf seiner Amtszeit am 22. Mai festlegen. In einer in Kabul veröffentlichten Erklärung schlug Karsai allerdings vor, das Verfassungsproblem durch eine Verlängerung seiner Amtszeit bis August zu lösen.

Die Opposition kritisierte, das Parlament werde nicht akzeptieren, dass Karsai über den 21. Mai hinaus im Amt bleibe. Eine Verlängerung könnte landesweite Proteste auslösen, sagte Oppositionsführer Mohammad Nahim Farahi.

(AFP)
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