Präsident löst Debatte in den USA aus Obama spricht sich offen für Homoehe aus

Washington · Barack Obama hat sich als erster US-Präsident aller Zeiten offen für eine Legalisierung der Homoehe ausgesprochen. "Für mich persönlich ist es wichtig, voranzugehen und zu betonen, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können sollten", sagte Obama am Mittwoch in einem Interview im Fernsehsender ABC. Obamas Vorstoß dürfte in den USA eine riesige Debatte auslösen.

Promiauflauf für Barack Obama
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Sechs Monate vor der Präsidentschaftswahl bezog Obama damit zu einem gesellschaftlich hochumstrittenen Thema Stellung. Vor vier Jahren hatte er sich noch gegen die Eheschließung zwischen Homosexuellen ausgesprochen.

Schwulen- und Lesbenverbände weltweit begrüßten die Erklärung, zu der sie Obama seit langem aufgefordert hatten. Die polarisierende Frage der Homo-Ehe dürfte nun zu einem prominenten Thema im Präsidentschaftswahlkampf werden und könnte vor allem jüngere demokratische Wähler mobilisieren.

Obamas wahrscheinlicher republikanischer Herausforderer Mitt Romney widersprach der Erklärung des Präsidenten umgehend und sagte, seiner Meinung nach solle die Ehe auf einen Mann und eine Frau beschränkt bleiben.

Zuletzt hatte das Weiße Haus stets erklärt, dass sich die Haltung des Präsidenten in dieser Frage "noch entwickelt". In den vergangenen Tagen war der Druck auf Obama allerdings deutlich gewachsen, endlich Farbe zu bekennen. Sein Vizepräsident Joe Biden hatte am Wochenende in einem Fernsehinterview gesagt, er fühle sich "absolut wohl" mit einer Anerkennung der Homoehe. Obama sagte nun, in den Freundeskreisen seiner Töchter gebe es Kinder mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen, die seine Meinung mit geprägt hätten.

Im Bundesrecht der USA ist die Ehe als "legaler Bund zwischen Mann und Frau" festgeschrieben, allerdings können die Einzelstaaten in dieser Frage eigene Wege gehen. In sechs Bundesstaaten sowie der Hauptstadt Washington ist die Homoehe erlaubt. Außerdem haben die Parlamente der Bundestaaten Washington und Maryland grünes Licht für die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau erlassen. Allerdings stehen hier noch Volksabstimmungen an, in denen die Gesetze wieder gekippt werden könnten.

Am Dienstag hatten die Wähler in North Carolina der staatlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften einen Riegel vorgeschoben. In einem Referendum stimmten sie mit 61 Prozent für eine Verfassungsänderung, die eine Eheschließung zwischen Homosexuellen sowie die Legalisierung anderer Formen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verbietet. Ähnliche Verbote gelten bereits in 29 anderen Bundestaaten.

Während sich viele unter Obamas Demokraten die Rechte von Schwulen und Lesben auf die Fahne geschrieben haben, lehnen vor allem Republikaner die Homoehe ab. Die öffentliche Meinung hat sich in den USA bei diesem Thema in den vergangenen Jahren aber deutlich gewandelt.

Eine Erhebung des Instituts Pew Research Center aus dem April zeigte, dass landesweit mittlerweile 47 Prozent der US-Bürger die Einführung der Homoehe unterstützen, während 43 Prozent dies ablehnen. Im Jahr 2001 hatten sich noch 60 Prozent gegen die Homoehe ausgesprochen.

(AFP)
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