Bushs Verbot aufgehoben Obama lockert Regeln für Stammzellenforschung

Washington (RPO). US-Präsident Barack Obama will embryonalen Stammzellforschung künftg staatlich fördern. Mit seiner Unterschrift unter ein entsprechendes Gesetz in Washington hob Obama eine Verfügung seines Vorgängers George W. Bush auf, die eine staatliche Finanzierung solcher Forschung verbot. Die FDP erwartet nun auch eine Liberalisierung in Deutschland.

Obama weckt Hoffnung mit kühner Rede im Kongress
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Nach der alten Regelung aus dem Jahr 2001 dürfen Forscher bislang nur mit Stammzellen arbeiten, die vor dem 9. August 2001 erzeugt sind. In der vorab vom Weißen Haus veröffentlichten Rede heißt es: "Wir werden Wissenschaftler, die diese Forschung betreiben, entschieden unterstützen." Als Ziel kündigt Obama an, den USA einen führenden Platz in diesem Bereich zu sichern.

Der religiös motivierten Haltung Bushs erteilt der Präsident eine deutliche Absage. "Statt den Fortschritt zu fördern, hat unsere Regierung in den vergangenen Jahren eine falsche Wahl zwischen Wissenschaft und moralischen Werten erzwungen", heißt es im Manuskript. Der Präsident betont, als gläubiger Christ sei er überzeugt, dass "es unsere Pflicht ist, uns umeinander zu kümmern und alles zu tun, um menschliches Leid zu lindern".

Im Vorfeld hatte sich die katholische US-Bischofskonferenz wiederholt gegen eine vollständige Legalisierung der embryonalen Stammzellforschung gewandt. Auch von Seiten des Vatikan war im Vorfeld Kritik an der geplanten Aufhebung der Gesetzesvorgaben laut geworden.

Stammzellen haben sogenannte pluripotente Eigenschaften, durch die sie in eine Vielzahl diverser Körperzellen umgewandelt werden können. Forscher und Patienten erhoffen sich von diesem Forschungszweig Möglichkeiten, künftig bislang unheilbare Krankheiten wie Alzheimer, Parkinsons und Diabetes durch frische, gesunde Zellen eindämmen zu können.

Liberalisierung auch in Deutschland?

Wegen der angekündigten Ausweitung der US-Forschung an embryonalen Stammzellen rechnet die FDP auch mit einer Neuausrichtung in Deutschland. "Wenn ein tiefreligiöses Land wie die USA die Forschung an embryonalen Stammzellen staatlich fördert, brechen Argumentationslinien der Forschungsgegner in Deutschland zusammen", erklärte die forschungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Ulrike Flach, am Montag in Berlin. Eine Sprecherin des Bundesforschungsministeriums sagte dazu auf Anfrage, es gebe keinen Grund, an der deutschen Gesetzgebung zu rütteln.

US-Präsident Barack Obama sollte am Montag in Washington (Ortszeit) einen Erlass unterzeichnen, nach dem die unter seinem Vorgänger George W. Bush drastisch eingeschränkte staatliche Förderung embryonaler Stammzellenforschung wieder ausgeweitet werden soll. Bush hatte 2001 die wissenschaftliche Arbeit an embryonalen Stammzellen-Linien auf 60 vorhandene Zelllinien beschränkt, die Erzeugung neuer Linien verboten und die staatliche Förderung für diese Forschungen nahezu eingestellt.

Flach betonte, Obamas Entscheidung bringe neue Hoffnung "für viele Menschen mit schweren Krankheiten". Jenen, die die USA als Beispiel gegen staatliche Forschungsförderung embryonaler Stammzellen anführten, sei damit "der Boden entzogen".

(KNA)
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