US-Experte warnt Nordkoreas Atomprogramm macht klare Fortschritte

Seoul · Die Aufregung um den jüngsten nordkoreanischen Atomtest hält an: Kurz vor Beratungen der EU-Außenminister über schärfere Sanktionen hat ein US-Experte dem Land deutliche Fortschritte in der Nukleartechnik bescheinigt.

Chronik des Streits um Nordkoreas Atomprogramm
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Foto: dpa, Jeon Heon-Kyun

Bei dem Test am Dienstag sei offenbar erstmals hoch angereichertes Uran verwendet worden, sagte der Atomphysiker Siegfried Hecker dem Magazin "Focus". Die US-Regierung warnte Pjöngjang vor weiteren "provokativen Aktionen".

Nordkorea hatte am Dienstag trotz internationaler Warnungen seinen dritten unterirdischen Nuklearwaffentest vorgenommen. Dieser sei doppelt so stark gewesen wie der vorangegangene Test im Jahr 2009, sagte Hecker. Die Verwendung von hoch angereichertem Uran "sagt einiges über den Forschritt". Es gehe dem Land nun darum, die bisherigen Atomwaffen "raketengerecht zu verkleinern".

Hecker war nach eigenen Angaben sieben Mal in Nordkorea und besuchte dabei auch mehrmals den Atomkomplex Jongbjon. Dort habe er im Jahr 2010 "hochmoderne Zentrifugen zur Urananreicherung" gesehen. "Ich habe gelernt, die Fähigkeiten der Nordkoreaner sehr ernst zu nehmen", sagte der Atomphysiker.

EU will Sanktionen verschärfen

Am Montag treffen sich die EU-Außenminister in Brüssel, um neben zahlreichen anderen Themen auch über Nordkorea zu sprechen. Die Ressortchefs wollen eine Verschärfung der Sanktionen gegen das Land beschließen. Der jüngste Atomtest wurde international scharf verurteilt. Es wird befürchtet, dass Nordkorea künftig in der Lage sein könnte, ballistische Interkontinentalraketen um den Globus zu schießen.

Die US-Regierung warnte Pjöngjang davor, "weitere provokative Aktionen" zu unternehmen. Dies würde nur "zur weiteren Isolation führen", sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, am späten Freitag. Wenn die nordkoreanische Führung ihren Kurs fortsetze, werde sie in Bezug auf die Gesundheit, den Wohlstand, die Sicherheit und die Zukunft ihrer Bürger nichts erreichen.

Der scheidende südkoreanische Präsident Lee Myung Bak hatte die Weltgemeinschaft am Freitag dazu aufgerufen, die Bevölkerung Nordkoreas zu einem Aufstand gegen die Führung in Pjöngjang zu ermuntern. "Das Regime" könne nicht geändert, sondern nur ausgewechselt oder "gestürzt" werden, sagte er. Es sei "unmöglich, Nordkorea durch Dialog und Verhandlungen von der Aufgabe seiner Atomwaffenpläne zu überzeugen".

Am Geburtstag des verstorbenen nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il am Samstag schickten im südkoreanischen Exil lebende Bürger des Landes Flugblätter über die Grenze. Mit gasgefüllten Ballons sandten sie etwa 200.000 Botschaften in den abgeschotteten Norden. "Stoppt provokative Aktionen mit Raketen und Atomtests", war auf den Flugblättern unter anderem zu lesen. Kim Jong Il war im Dezember 2011 gestorben. Die Macht ging auf seinen Sohn Kim Jong Un über.

(AFP/felt)
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