Machtprobe in Libyen Nordkoreanischer Tanker verlässt Al-Sidra
Tripolis · Während der libysche Regierungschef Al Sidan vom Parlament abgesetzt wurde, hat ein mit illegal erworbenem Öl beladener Tanker aus Nordkorea am Dienstag den libyschen Hafen Al-Sidra verlassen. Das berichteten arabische Medien und Angehörige der Separatistenbewegung, die das Geschäft eingefädelt hatte.
Sie erklärten am Mittag, der Tanker befinde sich inzwischen in internationalen Gewässern. Das Verteidigungsministerium in Tripolis bestätigte dies zunächst nicht. Die selbst ernannte "Autonomieregierung" in der Stadt Adschdabija hatte das Öl an der staatlichen Öl-Gesellschaft vorbei verkauft. Regierungschef Ali Seidan hatte daraufhin mit einem Angriff der Marine auf das Schiff gedroht.
Der UN-Vertreter in Libyen, Tarek Mitri, wies am Montag während einer Debatte im UN-Sicherheitsrat in New York auf die Verschlechterung der Sicherheitslage in Libyen in den vergangenen drei Monaten hin. Er berichtete über die aktuelle Attentatswelle in Bengasi und warnte vor einer weiteren Eskalation der Gewalt. Er sagte, Libyen brauche mehr internationale Unterstützung. Ein UN-Expertenkomitee stellte fest: "Libyen ist zu einer Hauptquelle für illegale Waffenlieferungen geworden."
Lokale Medien berichteten unterdessen, in der östlichen Stadt Bengasi sei ein Polizeioffizier erschossen worden. Unter dem Auto eines anderen Polizisten detonierte ein Sprengsatz. Der Beamte wurde schwer verletzt. In der Stadt Derna, einer Hochburg islamistischer Extremisten, wurde ein indischer Arzt tot aufgefunden.
Al Sidan abgesetzt
Unterdessen hat das Parlament hat Regierungschef Al Sidan in einer Vertrauensabstimmung abgesetzt. Die Abgeordneten ernannten Verteidigungsminister Abdullah al-Thenni am Dienstag für den Übergang zum Ministerpräsidenten, bis ein Nachfolger für Sidan gefunden ist. Nach Angaben des Abgeordneten Hussein al-Ansari stimmten 121 Abgeordnete gegen Sidan. Derzeit sitzen 180 Abgeordnete im Parlament.
Die Lage in Libyen ist seit Monaten angespannt. Bewaffnete Milizen setzen die politische Führung unter Druck und wollen eine Auflösung des Parlaments, dessen Mandat eigentlich am 7. Februar abgelaufen war. Anfang März hatten Milizen das Parlament überfallen.