Abschuss am Unabhängigkeitstag der USA Nordkorea will erstmals Interkontinentalrakete getestet haben

Washington/Pjöngjang · Nordkorea provoziert die internationale Gemeinschaft mit einem neuen Raketentest. Nach eigenen Angaben feuerte das Land erstmals eine Interkontinentalrakete ab. Damit spitzt sich einer der weltweit gefährlichsten Konflikte zu.

 Diese von der Regierung Nordkoreas verbreitete Aufnahme zeigt den Start einer "Pukguksong-2"-Rakete (Symbolbild).

Diese von der Regierung Nordkoreas verbreitete Aufnahme zeigt den Start einer "Pukguksong-2"-Rakete (Symbolbild).

Foto: dpa, AY hjb

Ausgerechnet am Unabhängigkeitstag der USA hat Nordkorea nach eigenen Angaben erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet. Das hätten nordkoreanische Staatsmedien am Dienstag vermeldet, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Machthaber Kim Jong Un habe den Test persönlich überwacht, soll eine Moderatorin im traditionellen Kostüm in einer Sonderankündigung des staatlichen Fernsehens mitgeteilt haben, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.

Auch der südkoreanische Präsident Moon Jae In hatte mitgeteilt, es handele sich möglicherweise um eine Rakete mit der Reichweite einer Interkontinentalrakete (ICBM). Südkoreas Militär gehe davon aus, dass Nordkorea eine Mittelstreckenrakete von großer Reichweite abgeschossen habe, sagte Moon laut seinem Büro am Dienstag bei einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats. Doch schließe das Militär die Möglichkeit nicht aus, dass es sich um eine ICBM gehandelt habe.

Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie werden üblicherweise mit Atomsprengköpfen bewaffnet und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn.

Nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte feuerte Nordkorea die ballistische Rakete am Dienstag im Westen des Landes ab. Sie sei mehr als 930 Kilometer weit geflogen. Militärs vermuteten nach Berichten Yonhaps, dass die Rakete eine Flughöhe von mehr als 2300 Kilometern erreicht habe, bevor sie ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt sei. Auf einer normalen Flugbahn hätte sie womöglich bis zu 6000 Kilometer weit fliegen können.

Moon verurteilte den Raketentest als Provokation, die nicht hingenommen werden könne. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea den Test ballistischer Raketen. Trotz der verschärften internationalen Sanktionen baut das Land sein Nuklear- und Raketenprogramm aus. Ziel Nordkoreas ist, eine Langstreckenrakete mit Atomsprengkopf zu entwickeln, die US-Festland erreichen kann. Der Streit um das Atom- und Raketenprogramm gilt als einer der weltweit gefährlichsten Konflikte.

Trump hatte am Montagabend (Ortszeit) via Twitter erbost auf den neuen Raketentest reagiert. "Hat dieser Typ mit seinem Leben nichts Besseres anzufangen?", schrieb er mit Blick auf Machthaber Kim. Trump sah zudem Handlungsbedarf bei China, das den "Unsinn" vielleicht ein für alle mal beenden werde. Er könne sich zudem nicht vorstellen, dass sich Südkorea und Japan das noch weiter bieten ließen.

Der chinesische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Liu Jieyi, warnte am Montag, eine weitere Eskalation der Spannungen berge das Risiko, dass Pjöngjang außer Kontrolle geraten könne. "Und die Konsequenzen wären desaströs", so Liu.

Am vergangenen Freitag hatten sich Moon und Trump darauf verständigt, eine härtere Gangart gegenüber Nordkorea zu fahren. Das Zeitalter der strategischen Geduld mit der nordkoreanischen Führung habe nichts gebracht, sagte Trump. "Ehrlich gesagt, diese Geduld ist vorbei." Moon bekräftigte nach dem Treffen mit Trump in Washington, dass beide Staaten entschlossen auf Provokationen aus Nordkorea reagieren würden.

Moon hatte nach seiner Amtsübernahme im Mai versucht, die Beziehungen zu Nordkorea zu verbessern, doch das Nachbarland im Norden hat Raketentests seither weiter vorangetrieben. Anfang Juni etwa testete Nordkorea einen neue Rakete, um Kriegsschiffe von potenziellen Feinden anzugreifen. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hatte anschließend mitgeteilt, die Raketen hätten schwimmende Ziele im Meer "exakt entdeckt und geschlagen", nach dem sie "kreisförmige Flüge" vorgenommen hätten.

(oko/ap/dpa/AFP)
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