Wasserstoffbombe Um vieles stärker als die Atombombe von Hiroshima

Seoul · Nordkorea will erfolgreich eine Wasserstoffbombe getestet haben. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen herkömmlichen Atombomben und Wasserstoffbomben?

 Nordkoreas Regierung verbreitete dieses Aufnahme — sie zeigt Staatschef Kim Jong Un (2.v.r.) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Nordkoreas Regierung verbreitete dieses Aufnahme — sie zeigt Staatschef Kim Jong Un (2.v.r.) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Foto: dpa, lof

Die Zerstörungskraft von Atombomben wurde bisher nur zwei Mal in einem Kriegsfall offensichtlich, als in den letzten Kriegstagen 1945 in den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki mehr als 200.000 Menschen ums Leben kamen. Eine Wasserstoffbombe kann noch weit größere Zerstörung anrichten als die damals abgeworfenen US-Atombomben. Zum Vergleich: die Atombombe auf Hiroshima hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen — bei dem nun getesteten Sprengsatz waren es nach südkoreanischer Einschätzung 50 bis 60 Kilotonnen, also bis zu vier Mal so viel.

Atombomben funktionieren mit Kernspaltung, wie sie auch in Atomkraftwerken zur Anwendung kommt. Die Wasserstoffbombe — auch thermonukleare Bombe genannt — basiert indes auf der Kernfusion, also nicht der Spaltung, sondern der Verschmelzung von Atomkernen. Dabei werden gewaltige Energiemengen freigesetzt. Zum Beispiel produziert auch die Sonne Energie durch Kernfusion. In beiden Bombentypen kommen allerdings radioaktive Materialien wie Plutonium oder Uran zum Einsatz.

Noch nie wurde eine Wasserstoffbombe im Krieg eingesetzt

Die Wasserstoffbombe wurde noch nie im Krieg eingesetzt. Erstmals erfolgreich getestet wurde sie in den 1950er Jahren von den USA. Bald darauf zog auch die Sowjetunion nach. Die Besatzung eines japanischen Fischerbootes, das sich während des Tests einer der US-Wasserstoffbomben in nahen Gewässern aufhielt, bekam akute Strahlenkrankheit. Seit den 1960er Jahren fanden die Tests unterirdisch statt, um den radioaktiven Niederschlag — den sogenannten Fallout — zu begrenzen.

Besonders gefährlich ist die Wasserstoffbombe auch deshalb, weil sie so klein gebaut werden kann, dass sie auf den Kopf einer Interkontinentalrakete passt. Kurz vor dem Test beaufsichtigte Staatschef Kim Jong Un nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA denn auch die Beladung einer solchen Rakete mit einer Wasserstoffbombe. Nach Darstellung Pjöngjangs könnte deren Sprengkraft sogar Hunderte Kilotonnen erreichen.

Bei den ersten drei Atomwaffentests, die Nordkorea im Zeitraum 2006 bis 2013 unternahm, verwendete Nordkorea noch Bomben von ähnlicher Sprengkraft wie jene aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Wasserstoffbombe ist eine Weiterentwicklung, die bei den fünf Nationen mit den größten atomaren Kapazitäten bereits Standard ist: das sind die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China.

Das US-Atomwaffenarsenal

Donald Trump hat erklärt, das US-Atomwaffenarsenal sei seit seiner Amtsübernahme vor gut sechs Monaten deutlich verbessert worden und jetzt in einem "Tip-Top-Zustand". Was geschah tatsächlich?

Trump verfügte nach etwa einer Woche im Amt im Januar ein Memorandum zur Neuaufstellung der Streitkräfte. Darin wird das Verteidigungsministerium unter anderem auch beauftragt, sicherzustellen, dass die nukleare Abschreckung auf dem Stand der Zeit ist und den Anforderungen und dem Bedrohungspotenzial des 21. Jahrhunderts gerecht wird.

Die Inventur begann im April, ein Ergebnis soll bis Ende des Jahres dem Präsidenten vorgelegt werden. Allerdings hatte auch Trumps Vorgänger Barack Obama bereits eine Modernisierung des Atomarsenals angeordnet, die mit der im NEW-START-Vertrag vorgesehenen Reduzierung auf 1550 Sprengköpfe im Zusammenhang steht.

Das US-Arsenal im Detail:

- Grundsatz der US-Streitkräfte ist es, Atomwaffen aus der Luft (Flugzeuge), vom Wasser (U-Boote) und vom Land einsetzen zu können.

- Derzeit verfügen die USA über rund 1750 nukleare Sprengköpfe, in Flugzeugen, U-Booten und auf Interkontinental-Raketen. 180 Sprengköpfe sind nach Angaben der Arms Control Association in fünf europäischen Ländern stationiert.

- Darüber hinaus verfügen die USA über ein Lager von rund 4000 Sprengköpfen, die in Reserve stehen, aber teils nicht oder noch nicht zur militärischen Nutzung aktiviert sind. Ferner sind 2000 Sprengköpfe ausrangiert, die in Teilen theoretisch noch nutzbar wären.

- Die Erneuerung alter System frisst sechs Prozent des Verteidigungshaushalts auf. Bisher wurden nur 3,5 Prozent des Budgets für die Nuklear-Abschreckung ausgegeben. Allein für das nächste Jahr hat Trump 10,2 Milliarden Dollar für diesen Zweck angefordert.

- Die eigentlich auf 20 Jahre angelegte Lebensdauer einiger Atomwaffen wurde als Teil des Erneuerungsprogrammes auf 60 Jahre ausgedehnt.

(wer/ap)
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