Verstoß gegen Sanktionen Nordkorea testet offenbar neues System für taktische Atomwaffen

Seoul · Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge erfolgreich eine neuartige taktische Lenkwaffe getestet. Machthaber Kim Jong Un soll den Test selbst überwacht haben.

 Dieses undatierte Foto, das am Sonntag von der nordkoreanischen Regierung zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den Abschuss einer Waffe an einem ungenannten Ort in Nordkorea.

Dieses undatierte Foto, das am Sonntag von der nordkoreanischen Regierung zur Verfügung gestellt wurde, zeigt den Abschuss einer Waffe an einem ungenannten Ort in Nordkorea.

Foto: dpa/Uncredited

Die Entwicklung dieses Waffensystems erhöhe die Effizienz beim Einsatz von „taktischen Atomwaffen“, berichteten die Staatsmedien am Sonntag, ohne den Zeitpunkt des Tests oder andere Details zu nennen. Machthaber Kim Jong Un habe den Test überwacht.

Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte bestätigte den Test und sprach zunächst von zwei „Projektilen“, die Nordkorea am Samstagabend (Ortszeit) in Richtung offenes Meer im Osten abgefeuert habe. Sie seien in Höhe von 25 Kilometern etwa 110 Kilometer weit geflogen. Dabei hätten sie etwa vierfache Schallgeschwindigkeit erreicht.

Analysten zufolge scheint es sich bei der am Wochenende getesteten Waffe um eine neue ballistische Kurzstreckenrakete zu handeln. Es könnte sich um „Nordkoreas erstes taktisches Atomwaffenträgersystem“ handeln, sagte der Nuklearwaffenexperte Ankit Panda vom Carnegie Endowment for International Peace.

Kim habe einem militärischen Forschungsteam „wichtige Anweisungen zum weiteren Ausbau der Verteidigungskapazitäten und der nuklearen Kampftruppen“ gegeben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Fotos, die von der Zeitung „Rodong Sinmun“ veröffentlicht wurden, zeigten einen grinsenden Kim, der applaudierte, als er den Testabschuss der Waffe beobachtete.

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die meistens über ein Steuerungssystem verfügen.

Die USA hatten kürzlich vor einem möglichen nordkoreanischen Atomwaffentest rund um Nordkoreas Nationalfeiertag am 15. April gewarnt. Pjöngjang hat seit 2017 keine Atomwaffen mehr getestet. Zuletzt ließ Machthaber Kim aber eine ganze Reihe von Raketen testen, das Militär feuerte dabei auch erstmals seit 2017 wieder eine Interkontinentalrakete ab. Satellitenbilder zeigen zudem Anzeichen für neue Aktivitäten in einem Tunnel auf dem Atomtestgelände Punggye-ri.

Kürzlich drohte Nordkorea Südkorea zudem im Falle eines Präventivangriffs mit dem Einsatz von Atomwaffen. Das Land feierte am Freitag den 110. Geburtstag des Republikgründers Kim Il Sung mit einer großen öffentlichen Prozession, Feuerwerk und Synchrontanz, aber ohne die übliche Militärparade.

Nordkorea hat seit 2006 sechs Mal Atomwaffen getestet und 2017 den Erfolg seines letzten und stärksten Tests verkündet - eine Wasserstoffbombe mit einer geschätzten Sprengkraft von 250 Kilotonnen. Experten gehen davon aus, dass Pjöngjang sich nun darauf konzentriert, die Sprengköpfe kleiner zu machen, um sie auf seine Interkontinentalraketen montieren zu können.

Am Montag beginnen die Streitkräfte der USA und Südkoreas neue Militärübungen. Pjöngjang kritisiert regelmäßig, dass es sich durch solche Übungen bedroht fühlt. Der südkoreanische Generalstab betonte jedoch am Sonntag, dass es sich diesmal um „Computersimulationen und nicht um ein echtes militärisches Manövertraining“ handle.

(hebu/dpa/AFP)
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