Südkorea und Japan besorgt Nordkorea testet erneut Atombombe

Seoul · Nordkorea hat offenbar erneut eine Atombombe getestet - Warnungen und Sanktionen zum Trotz. Das Regime bestätigte die Zündung der Bombe, nachdem es bereits viele Hinweise darauf gegeben hatte. Südkorea und Japan reagieren besorgt.

Dieses nicht datierte Archivfoto zeigt Machthaber Kim Jong Un bei Gesprächen mit Wissenschaftlern über die Entwicklung von Atomwaffen.

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Foto: dpa

Nordkorea hat am Freitag die Zündung einer Atombombe bestätigt. Es habe sich um einen "erfolgreichen" Atomwaffentest gehandelt, berichtete das staatliche Fernsehen. Bei dem Test sei ein "neu entwickelter Atomsprengkopf" zur Explosion gebracht worden. "Unsere Partei hat den Atomwissenschaftlern ein Glückwunschtelegramm für den erfolgreichen Atomtest übermittelt", hieß es weiter.

Diese Karte der US-Erdbebenwarte zeigt den Ort der Erschütterung.

Diese Karte der US-Erdbebenwarte zeigt den Ort der Erschütterung.

Foto: dpa, ks

Zuvor hatten Seismologen ein Erdbeben der Stärke 5,0 in Nordkorea festgestellt. So wurde vermutet, dass es sich um eine künstliche Explosion durch einen neuen Nukleartest handeln könnte. Auch die US-Erdbebenwarte USGS hatte Erdstöße mit einer Stärke von 5,3 gemessen.

Die Erdstöße wurde bei dem Testgelände Punggye-ri festgestellt, wo Nordkorea im Januar seinen vierten Atomtest vorgenommen hatte, wie der südkoreanische Generalstab berichtete. Alle unterirdischen Atomversuche Nordkoreas seit 2006 sind bisher auf dem Versuchsgelände Punggye-ri vorgenommen worden.

Zuvor hatten Satellitenaufnahmen dort schon Aktivitäten entdeckt, die auf Vorbereitungen auf einen fünften Atomversuch hindeuten könnten. Nach dem Atomtest im Januar und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warf der Führung des Nordens am Freitag "manische Rücksichtslosigkeit" vor, mit der sie "ihren Weg zur Selbstzerstörung" beschleunigte. Vorher hatte Südkorea bereits den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Bei der Dringlichkeitssitzung werde die Auswirkung des möglichen Tests besprochen, sagte ein Sprecher des Präsidialamts in Seoul am Freitag.

Auch Japan reagierte mit Sorge auf die Berichte über einen möglichen neuen Atomversuch. Die Regierung will Spezialflugzeuge entsenden, die Luftproben entnehmen und auf Radioaktivität prüfen sollten. Das Land geht davon aus, dass es sich wirklich um einen neuen Atomtest handelte. Das erklärte Regierungssprecher Yoshihide Suga am Donnerstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo. Japan werde jetzt neue Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang erwägen. Vorher sagte Ministerpräsident Shinzo Abe demnach, das Verhalten Nordkoreas könne nicht geduldet werden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werde Tokio eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats beantragen.

Auch die US-Regierung beobachtet die Lage genau. Präsident Barack Obama hat die Führung in Pjöngjang vor "ernsthaften Konsequenzen" gewarnt. Obama habe mit den Regierungschefs von Südkorea und Japan telefoniert, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, am Freitag in Washington. Der US-Präsident werde in den kommenden Tagen "weiter mit unseren Verbündeten und Partnern beraten, um sicherzustellen, dass provokativen Aktionen Nordkoreas mit ernsthaften Konsequenzen begegnet wird".

Auch China verurteilte den Atomwaffentest auf das Schärfste. Nordkorea habe "trotz breiten internationalen Widerspruchs erneut einen Atomtest ausgeführt - die chinesische Regierung lehnt dies entschieden ab", erklärte das Außenministerium in Peking auf seiner Website. Gleichzeitig hat China einen Notfallplan und Messungen von Radioaktivität an der Grenze zu Nordkorea gestartet. Das Umweltschutzministerium in Peking teilte am Freitag mit, dass Messstationen in den drei nordostchinesischen Provinzen und in der Provinz Shandong "normal arbeiten". Über erhöhte Radioaktivität wurde nichts berichtet.

Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte den fünften Atomwaffentest und rief den UN-Sicherheitsrat auf, auf "diese Verletzung seiner Resolutionen" zu reagieren. Der UN-Sicherheitsrat hatte wegen früherer Verstöße bereits harte Sanktionen gegen Nordkorea verhängt.

Ungeachtet der Verwarnungen und Strafmaßnahmen durch die Vereinten Nationen hatte der isolierte stalinistische Staat mit Machthaber Kim Jong Un an der Spitze seine Raketentests fortgesetzt. Erst am Montag hatte Nordkorea erneut ballistische Raketen gestartet und damit den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im ostchinesischen Hangzhou überschattet.

So lässt sich Kim Jong Un von der Partei bejubeln
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Am Dienstag erst hatte der UN-Sicherheitsrat den jüngsten Raketentest Nordkoreas scharf verurteilt. Damit habe das Land gegen zahlreiche Resolutionen des Gremiums verstoßen, hieß es in einer Mitteilung des Rates.

(hebu/dpa/afp)
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