UN-Sicherheitsrat einberufen Nordkorea provoziert mit neuem Atomtest

Seoul · Es ist die lang befürchtete Eskalation im Atomstreit: Nordkorea vermeldet einen "erfolgreichen" Atomtest. International wurde die Aktion scharf verurteilt. Der UN-Sicherheitsrat trifft sich noch heute zu einer Dringlichkeitssitzung. Südkorea und Japan beriefen ihre nationalen Sicherheitsräte ein.

Erdbeben in Nordkorea war ein Atomtest
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Erdbeben in Nordkorea war ein Atomtest

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Nordkorea hat am Dienstag einen weiteren Atomtest unternommen. Nur wenige Stunden vor der Explosion hatte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA eine "Aktion hoher Intensität" angekündigt. Auch wenn der Bericht einen Atomtest nicht explizit erwähnte, so heizte er doch Spekulationen über einen baldigen Test an.

Am frühen Dienstagmorgen verkündete die KCNA dann einen "erfolgreichen" unterirdischen Atomtest. Ein miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke sei gezündet worden. Der Test sei in sicherer und perfekter Art und Weise ausgeführt worden. KCNA bezeichnete den Test zugleich als "Teil von Maßnahmen zum Schutz unserer nationalen Sicherheit und Souveränität". Diese würden vor allem von den USA bedroht, hieß es.

Im Nordosten des Landes waren zuvor Erdstöße registriert worden, die auf einen unterirdischen Nukleartest hinwiesen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul unter Verweis auf seismologische Daten. Das Ministerium gab bekannt, dass Pjöngjang die Regierungen in Washington und Peking vor der Explosion gewarnt habe.

Es werde angenommen, dass der Test eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT gehabt haben könnte. Die Bombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte ein Sprengkraft vorn 13 bis 16 Kilotonnen.

UN-Behörde kündigt Untersuchung an

Auch die US-Erdbebenwarte berichtete von einem Beben der Stärke 4,9 um etwa 12.00 Uhr Ortszeit (4.00 MEZ) im Nordosten Nordkoreas. "Das Ereignis zeigt eine klar explosionstypische Charakteristik und es lag annähernd deckungsgleich mit den Atomtest der DPRK (Nordkorea) von 2006 und 2009", sagte Tibor Toth, Leiter der UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO), am frühen Dienstagmorgen in Wien. Er kündigte weitere Untersuchungen seiner Behörde an.

Dem kommunistischen Land ist es inzwischen per UN-Resolutionen verboten, Raketen- oder Atomtechnik zu entwickeln. Südkorea und die USA hatten Nordkorea für den Fall eines dritten Tests schwerwiegende Konsequenzen angedroht. Unter anderem wird eine weitere Verschärfung des UN-Sanktionen gegen das weitgehend isolierte Land wird nicht ausgeschlossen.

Dringlichkeitssitzung einberufen

Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief den nationalen Sicherheitsrat ein. Die südkoreanischen Streitkräfte wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Auch Japan berief seinen nationalen Sicherheitsrat ein. In New York ist der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen worden. Sie werde am Dienstag um 15.00 Uhr MEZ stattfinden, hieß es in Diplomatenkreisen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Atomtest scharf. Er zeigte sich äußert besorgt über die negativen Auswirkungen "dieses zutiefst destabilisierenden Akts" auf die regionale Stabilität und die weltweiten Bemühungen um die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Nordkoreas Atomwaffen stellten "eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA und den internationalen Frieden" dar, sagte Präsident Barack Obama in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des Weißen Hauses.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte, "weitere Sanktionen gegen das Regime in Pjöngjang" müssten "jetzt ins Auge gefasst werden". Eine klare Haltung müsse die Antwort der internationalen Gemeinschaft "auf diese erneute Provokation sein", hieß es in der Erklärung Westerwelles weiter. Auch auf dem EU-Außenministerrat am kommenden Montag solle darüber beraten werden.

Auch Russland hat den neuen Atomtest entschieden verurteilt. Das Land habe damit wiederholt gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrates verstoßen, kritisierte ein Sprecher des russischen Außenministeriums der Agentur Interfax zufolge. Das Verteidigungsministerium in Moskau kündigte eine Prüfung der Lage in seiner Grenzregion zu Nordkorea an. Es sei auf russischem Gebiet bisher kein Anstieg der Radioaktivität zu verzeichnen, teilten die oberste Gesundheitsbehörde und der meteorologische Dienst mit.

Nordkorea hatte einen neuen Atomtest und weitere Raketentests im Januar aus Protest gegen die Ausweitung von UN-Sanktionen angekündigt, nachdem der Weltsicherheitsrat mit verschärften Sanktionen auf einen nordkoreanischen Raketenstart im Dezember reagiert hatte. Pjöngjang hatte aber kein Datum für neue Tests genannt. Experten vermuteten daraufhin, dass der Test womöglich vor dem Geburtstag des verstorbenen Ex-Machthabers Kim Jong Il am 16. Februar stattfinde.

(dpa/afp/reu/jre)
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