Nord Stream 1 und 2 Schwedische Küstenwache entdeckt viertes Leck an Ostsee-Pipelines

Stockholm · Die schwedische Küstenwache hat ein viertes Leck an den Nord-Stream-Pipelines entdeckt. Ein Sicherheitsexperte vermutet, dass Russland hinter dem mutmaßlichen Sabotageakt steckt.

 Die schwedische Küstenwache hat ein viertes Leck in den Nord-Stream-Pipelines entdeckt. Ein deutscher Sicherheitsexperte vermutet dahinter einen russischen Sabotageakt.

Die schwedische Küstenwache hat ein viertes Leck in den Nord-Stream-Pipelines entdeckt. Ein deutscher Sicherheitsexperte vermutet dahinter einen russischen Sabotageakt.

Foto: dpa/-

An den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist ein weiteres Leck entdeckt worden. Das insgesamt vierte Leck an den Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 trat vor der Südküste Schwedens auf, wie die schwedische Nachrichtenagentur TT am Donnerstag meldete. Die schwedische Küstenwache sagte der Nachrichtenagentur, sie habe ein Schiff vor Ort. Alle vier Lecks befinden sich in internationalen Gewässern, zwei nahe Schweden und zwei nahe Dänemark. Der Sprecher der Küstenwache, Mattias Lindholm, sagte, zwei Lecks befänden sich vor der Küste Dänemarks und zwei vor der Schwedens.

Die Nord-Stream-Pipelines verlaufen durch die Ostsee von Russland nach Deutschland. Nord Stream 2 wurde im Lichte des Ukraine-Kriegs nicht eröffnet, Nord Stream 1 war bis zur kürzlich eingestellten Gaseinspeisung durch Russland eine wichtige Energiequelle für Deutschland. Somit war keine der beiden Pipelines in Betrieb, jedoch waren beide mit Gas gefüllt, das austrat und an die Wasseroberfläche sprudelte.

Die dänische und die schwedische Regierung sind der Ansicht, dass die Schäden auf Sabotage zurückgehen. Davon geht auch die EU insgesamt aus. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte am Mittwoch im Namen der 27 Mitgliedsstaaten, jede absichtliche Störung der Energieinfrastruktur sei absolut inakzeptabel und werde mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet. „Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind.“

Der Sicherheitsexperte Johannes Peters hält es für „relativ unwahrscheinlich“, dass die Schäden an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 durch einen Unfall entstanden sein könnten. Vielmehr vermute er Russland hinter dem mutmaßlichen Sabotageakt. „Das wirkt vordergründig natürlich etwas widersinnig, die eigenen Pipelines zu zerstören“, sagte der Experte vom Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“. Es gebe aber durchaus gute Gründe dafür.

Ein Grund sei sicherlich, ein „starkes Signal“ an Europa zu senden, vor allem an Deutschland und Polen, dass man dasselbe auch mit Pipelines machen könnte, die für unsere Versorgungssicherheit deutlich wichtiger seien, etwa die Pipelines aus Norwegen.

Ein weiterer Grund für einen möglichen russischen Sabotageakt könnte ihm zufolge sein, dass man im Winter „die noch intakte Nordstream-2-Röhre dazu nutzen kann, um Druck auf Deutschland zu erhöhen, wenn beispielsweise der innenpolitische Druck auf die Regierung wachsen sollte, weil die Gaspreise hoch sind, weil wir vielleicht doch nicht genügend Gas haben für den Winter.“ Dann könnte Russland anbieten, durch die intakte Leitung doch noch Gas zu liefern. Dafür müsste Deutschland aber „aus dem westlichen Sanktionsregime ausscheren.“

Die ebenfalls verbreitete These, dass die USA die Lecks verursacht haben könnten, „um zu verhindern, dass Europa in einem kalten Winter doch zu den Russen zurückfindet“, hält Peters indes für nahezu ausgeschlossen.

Vor der Entdeckung der Gaslecks wurden Explosionen aufgezeichnet. Eine erste Explosion verzeichneten Seismologen früh am Montag südöstlich der dänischen Insel Bornholm. Eine zweite, stärkere Detonation, vergleichbar mit einem Erdbeben der Stärke 2,3, wurde nordöstlich der Insel verzeichnet. Messstationen in mehreren Ländern registrierten die Explosionen.

Einige europäische Politiker und Energieexperten vermuten Russland hinter den Ereignissen. Das in der Ukraine kriegführende Land profitiert direkt von höheren Energiepreisen und ökonomischer Sorge in Europa. Andere warnten vor zu frühen Schuldzuschreibungen, ehe Ermittler festgestellt hätten, was vorgefallen ist.

Noch vor den Berichten über das vierte Gasleck am Mittwoch erklärte die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson, es hätte einen großen Sprengsatz gebraucht, um die aufgetretenen Schäden zu verursachen.

(hf/dpa/AFP)
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