Sarkozy stellt Memoiren vor Der Russland-Versteher
Paris · Der frühere französische Präsident Sarkozy hat einen weiteren Band seiner Memoiren veröffentlicht. Darin unterstützt er Wladimir Putin und nennt seinen Favoriten für die nächste Präsidentschaftswahl in Frankreich.
Der Termin im westfranzösischen Badeort La Baule erinnerte an einen Wahlkampfauftritt. Nicolas Sarkozy schüttelte Hände, gab Autogramme und erklärte die Welt. Doch der frühere Präsident war nicht gekommen, um eine Wahl zu gewinnen, sondern um Werbung für sein neues Buch „Le Temps des Combats“ („Die Zeit der Kämpfe“) zu machen. Darin schildert der 68-Jährige auf mehr als 500 Seiten die zentralen Jahre seiner Präsidentschaft von 2009 bis 2012.
Schonungslos geht er mit US-Präsident Barack Obama, aber auch mit der als „zaghaft“ kritisierten Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Gericht. Milde zeigt er dagegen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Ich hatte dutzende Unterhaltungen mit ihm. Er ist nicht irrational“, sagte Sarkozy vor der Veröffentlichung seines Buches dem „Figaro Magazine“.
Gleichzeitig kritisierte er die französischen Waffenlieferungen an die Ukraine. „Die Diplomatie, die Diskussion, der Austausch sind die einzigen Mittel, um eine akzeptable Lösung zu finden.“ Der konservative Politiker forderte, die Ukraine müsse auf die 2014 von Russland eroberte Krim verzichten: „Jeder Schritt zurück ist illusorisch.“ Einen EU- oder Nato-Beitritt der Ukraine lehnte er ab. Die Ukraine müsse neutral bleiben und eine Brückenfunktion zwischen Europa und Russland übernehmen.
Der ukrainische Botschafter in Frankreich, Vadym Omelchenko, reagierte verärgert auf die Äußerungen, die nicht hinnehmbar seien. „Für uns handelt es sich um eine Kommunikation, die (von Russland) synchronisiert wurde“, sagte Olmechenko der Zeitung „Ouest-France“. Er schloss nicht aus, dass sich die ukrainische Justiz mit dem Interview befassen könnte.
Sarkozy hatte als Präsident engen Kontakt zu Putin gehalten, der auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt nicht abriss. 2018 sagte er bei einer Konferenz in Moskau: „Ich war immer ein Freund von Wladimir Putin, denn er ist ein Mann, mit dem man reden kann.“ Der Ex-Präsident soll für diesen Auftritt 300.000 erhalten haben. Die Finanzstaatsanwaltschaft ermittelt zudem wegen der Zahlung einer halben Million Euro der russischen Versicherungsgruppe Reso-Garantia, die als Einflussnahme gewertet werden könnte. Bei der Summe ist nämlich unklar, ob Sarkozy sie als Berater der Gruppe erhielt oder weil er Lobbying für russische Oligarchen betrieb.
Sarkozy in mehrere Affären verwickelt
In Frankreich ist Sarkozy nicht der einzige, der enge Beziehungen zu Putin pflegt. Der rechtspopulistische Rassemblement National wird in einem Parlamentsbericht als „Transmissionsriemen“ Russlands in Frankreich bezeichnet. Die Partei von Marine Le Pen setzt sich ähnlich wie Sarkozy für eine Verhandlungslösung in der Ukraine ein. Le Pen ließ sich im Wahlkampf 2017 gerne mit Putin fotografieren. 2014 hatte sie einen Kredit über mehr als neun Millionen Euro einer russisch-tschechischen Bank erhalten, den sie immer noch nicht zurück zahlte.
Die Buchvorstellung, die am Dienstag begann, ist für Sarkozy ein willkommener Anlass, sich wieder auf der politischen Bühne zu zeigen. Zuletzt hatte er vor allem wegen seiner Affären von sich reden gemacht: Im Mai hatte ein Berufungsgericht seine Verurteilung zu drei Jahren Haft, davon eines mit Fußfessel, bestätigt, weil er einen Generalanwalts bestochen hatte. Im Herbst folgt ein weiterer Berufungsprozess, in dem es um die Finanzierung des Wahlkampfs 2012 geht, den er gegen den Sozialisten François Hollande verlor. Sarkozy war von 2007 bis 2012 französischer Staatschef. 2016 nahm er noch einmal einen Anlauf für eine Präsidentschaftskandidatur, verlor aber bei den parteiinternen Vorwahlen. Für 2027 unterstützt der Ex-Präsident seinen politischen Ziehsohn, Innenminister Gérald Darmanin. „Wird er einen weiteren Schritt machen können, den letzten Schritt, der zur Präsidentschaft führt? Ich würde es mir wünschen, denn er hat offensichtliche Qualitäten“, schreibt Sarkozy in seinem Buch.