Neues Gesetz Das Ende der Super-Sonderangebote in Frankreich

Paris · Seit Freitag gilt in Frankreich das Nahrungsmittelgesetz. Supermärkte dürfen Lebensmittel nicht mehr unterhalb des Einkaufspreises verkaufen. Viele fürchten nun höhere Preise.

 Ein Mann kauft in einem Supermarkt ein (Symbolbild).

Ein Mann kauft in einem Supermarkt ein (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Der französischen Regierung steht neuer Ärger ins Haus. Grund ist das sogenannte Nahrungsmittelgesetz, das am Freitag in Kraft getreten ist. Verabschiedet wurde es in bester Absicht. Es soll verhindern, dass es immer wieder zu den berüchtigten Preiskriegen zwischen den Supermärkten kommt, die meist auf dem Rücken der Produzenten ausgetragen werden. Das kommt in Frankreich vor allem den heimischen Landwirten zugute, die seit Jahren klagen, immer weniger zu verdienen. Deshalb dürfen die Waren in Zukunft nicht mehr zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Der Verkaufspreis muss mindestens zehn Prozent über dem Einkaufswert eines Produktes liegen.

Verlierer sind die Verbraucher. Inzwischen kursieren Listen von Produkten, die wegen der neuen Regelung über Nacht teurer geworden sind. So kostet eine Flasche des in Frankreich sehr beliebten Anis-Schnaps Ricard nun fast 21 Euro, und damit fast zwei Euro mehr als vorher. Und der Preis für ein 750-Gramm-Glas Nutella steigt von knapp vier Euro auf rund 4,40 Euro. In Zeiten, in denen sich die landesweiten Proteste der „Gelbwesten“ an der Preiserhöhung von Benzin um wenige Cent entzündet haben und die Rentner wegen zu niedriger Pensionen seit Wochen zu Tausenden auf die Straßen gehen, birgt das neue Gesetz reichlich Sprengstoff.

Von Seiten der Unternehmen wird versichert, dass in einem Supermarkt mit einem Angebot von rund 13.000 Produkten allenfalls 500 bis 600 Produkte betroffen seien. Das sind allerdings oft genau jene, die die Verbraucher immer wieder kaufen und deren Preise folglich sehr genau kennen. Wie etwa Ricard, Nutella, Joghurt, Camembert oder Coca-Cola. Um die Kunden in die Supermärkte zu locken, werden die Verkaufspreise dieser Waren oft kaum über dem Einkaufspreis kalkuliert.

Christiane Lambert, Präsidentin der Gewerkschaft der Landwirte, versichert, dass das Gesetz jeden Franzosen höchstens 50 Cent pro Monat kosten würde. Gleichzeitig ruft sie in Erinnerung, unter welch schlechten finanziellen Bedingungen die heimischen Landwirte leben müssten. Die Verbrauchervereinigung UFC-Que hält entgegen, dass das Gesetz Mehrkosten von deutlich über einer Milliarde Euro für die Franzosen bedeuten würde. Statt mit Super-Sonderangeboten wollen die Supermärkte Kunden nun mit Treuekarten halten.

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