Neue Euro-Region Das Elsass ist wieder da

Straßburg · Die in der Reform von 2016 abgeschaffte französische Region soll als Euro-Distrikt wiedererstehen.

 Das Straßburger Münster – ein Wahrzeichen des Elsass.

Das Straßburger Münster – ein Wahrzeichen des Elsass.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wer durch das Elsass reist, sieht in Andenkenläden oder auf Autokennzeichen die rot-weiße Flagge. „Rot un wiss“ ist Teil der elsässischen Identität, von der nach der Regionalreform 2016 nur wenig geblieben war.  Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne wurden zur Großregion Ost zusammengelegt. Das kam bei den selbstbewussten Elsässern gar nicht gut an. In einer Umfrage im Frühjahr sprachen sich 67 Prozent dafür aus, aus der Region Grand Est auszusteigen.

Die Regierung hörte das Grollen und versuchte, den Elsässern entgegenzukommen. Ende Oktober kündigte Premierminister Edouard Philippe eine „europäische Gebietskörperschaft Elsass“ an, die aus der Zusammenlegung der Departements Ober- und Niederrhein (Haut-Rhin und Bas-Rhin) entstehen soll. „Wir wollen keinen neuen Big Bang“, sagte Philippe. Deshalb soll das Ganze innerhalb der ungeliebten Großregion und ohne Sonderstatus erfolgen.

Der neue Eurodistrikt sei „handgenäht“,  also auf die historischen und kulturellen Besonderheiten des Elsass zugeschrieben, lobte der Regierungschef. Die Gebietskörperschaft soll über die Zusammenarbeit mit Deutschland und der Schweiz bestimmen dürfen. Auch Straßen wie die Autobahn A 35, die vom Norden des Elsass in den Süden führt, sollen in die Hände der neuen Körperschaft übergehen. Die Verantwortung für die Zweisprachigkeit, die entlang der Grenze besonders wichtig ist, soll ebenfalls beim Eurodistrikt liegen. Rund 15 Prozent der Grundschüler besuchen derzeit in der Region eine zweisprachige deutsch-französische Klasse. Ziel ist es, diesen Anteil zu erhöhen.

 Die Gebietskörperschaft soll am 1. Januar 2021 ihre Arbeit aufnehmen – gerade noch rechtzeitig vor den Kommunalwahlen. Vorher müssen allerdings noch die beiden Départementalräte zustimmen. Außerdem muss ein Gesetz verabschiedet werden, das die neuen Kompetenzen festschreibt.

Peinlich genau achtet die Regierung darauf, dass vom Elsass kein Signal ausgeht, das die Autonomiebestrebungen anderer Regionen wie Nordkatalonien oder Savoyen stärkt. Die Region Grand Est bleibe erhalten, versicherte Philippe unmissverständlich. „Das ist ein historischer Sieg für das Elsass und die Elsässer, eine Realität, an die vor einigen Monaten noch keiner zu glauben wagte,“ erklärten die Vorsitzenden der beiden Departementalräte.

Im Elsass wird von Älteren auch noch „Elsasserditsch“ gesprochen, eine Regionalsprache, die zur alemannischen Sprachfamilie gehört. Die Beziehung zwischen Kirche und Staat unterscheidet sich zudem vom Rest Frankreichs. So wird im Elsass wie in Deutschland Religion an den Schulen unterrichtet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort