Kritik an Einbürgerungsreform Dutzende Verletzte bei gewaltsamen Protesten in Indien

Neu Delhi · Bei Protesten gegen ein neues Gesetz für die Einbürgerung von Nicht-Muslimen sind in Indien mehrere Dutzend Menschen verletzt worden. Die Polizei ging mit Tränengas und Schlagstöcken vor. Es gab bereits Tote.

 In Neu-Delhi brennt ein Bus bei Protesten gegen das neue Einbürgerungsgesetz.

In Neu-Delhi brennt ein Bus bei Protesten gegen das neue Einbürgerungsgesetz.

Foto: dpa/Uncredited

Seit Tagen wird in mehreren Landesteilen Indiens gegen eine Reform demonstriert, die die Einbürgerung von Nicht-Muslimen erleichtern soll. Mehrere Tausend Menschen gingen am Wochenende in Neu-Delhi erneut auf die Straßen, Dutzende wurden verletzt. 50 Menschen wurden Berichten zufolge bei den Protesten festgenommen. Zahlreiche Fahrzeuge, darunter auch Busse, wurden während der Ausschreitungen in der indischen Hauptstadt in Brand gesteckt.

Die zunächst friedliche Demonstration in einem überwiegend von Muslimen bewohnten Stadtteil von Neu-Delhi war an ihrem dritten Tag in Chaos ausgeartet. Dabei wurden Dutzende Menschen wurden verletzt.

Das Gesetz trat am Donnerstag in Kraft. Es soll nicht-muslimischen Migranten aus Afghanistan, Bangladesch und Pakistan die Einbürgerung in Indien erleichtern. Dabei geht es um Verfolgte religiöser Minderheiten - Christen, Hindus, Sikhs, Buddhisten, Jaina und Parsen - aus den drei Nachbarstaaten, die bis Ende 2014 nach Indien eingereist sind. Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, das Gesetz werde das Leid vieler verfolgter Menschen lindern.

Auch in der Region Assam wurde gegen das Gesetz demonstriert. Mindestens fünf Menschen sind bislang bei den Protesten ums Leben gekommen. Vier der Demonstranten wurden von Polizeikugeln getroffen, weitere kamen Berichten zufolge bei Schlägereien ums Leben.

Kritiker werfen der hinduistisch-nationalistischen Partei von Premierminister Modi vor, mit der Reform die 200 Millionen Muslime im Land zu diskriminieren. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf bezeichnet das Gesetz als „grundlegend diskriminierend“. Es untergrabe das Versprechen zur Gleichheit vor dem Gesetz, zu dem sich Indien nicht zuletzt mit seiner eigenen Verfassung verpflichtet habe.

(juju/dpa/AP)
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