Kritik an Irak-Krieg Neokonservative werfen Bush Versagen vor

Washington (RPO). Wenige Tage vor der Kongresswahl in den USA gerät George W. Bush immer mehr unter Druck. Kritik hagelt es diesmal von einer ungewohnten Seite: Selbst die Neokonservativen, einstige Verfechter des Irak-Kriegs, werfen der US-Regierung nun Unfähigkeit vor.

Der ehemalige Sicherheitsberater Richard Perle, der frühere Redenschreiber für Bush, David Frum, und der Neokonservative und Ex-Unterhändler Kenneth Adelman bezeichneten in Einzelinterviews mit dem US-Magazin "Vanity Fair" die Führung des Irak-Einsatzes unter Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als "inkompetent".

Ex-Pentagon-Berater Perle stellte dabei den Irak-Krieg insgesamt in Frage. Wenn er heute noch einmal vor der Entscheidung für oder gegen einen Einmarsch stünde, würde er sich "für andere Strategien" aussprechen, sagte er "Vanity Fair". Er glaube zwar nach wie vor, dass der damalige irakische Präsident Saddam Hussein in der Lage gewesen wäre, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln. Aber diese Bedrohung wäre auch durch andere Mittel als durch eine Militärintervention zu kontrollieren gewesen. Zudem seien viele Entscheidungen während des Krieges zu spät oder gar nicht getroffen worden, sagte Perle weiter, ohne diesen Punkt näher zu erklären. "Letztendlich steht der Präsident dafür in der Verantwortung", sagte er. Perle hatte 17 Jahre lang im Pentagon dem Ausschuss für Verteidigungsplanung angehört.

Adelman sagte dagegen, für den Irak-Krieg habe es vernünftige Gründe gegeben. Bei der Umsetzung seien jedoch "riesige Fehler" gemacht worden. Die Bush-Regierung habe sich "als eines der inkompetentesten Teams der Nachkriegszeit erwiesen". "Nicht nur dass jeder individuell enorme Fehler aufwies, zusammengenommen waren sie tödlich, dysfunktional." Adelman hatte die Umgestaltung des Irak früher als Kinderspiel bezeichnet. Frum, der unter anderem Bushs Rede über die "Achse des Bösen" mitentworfen hatte, sagte "Vanity Fair", schuld am Blutvergießen im Irak sei "ein Versagen im Zentrum".

Bei der Kongresswahl am Dienstag stehen alle 435 Mandate im Repräsentantenhaus sowie 33 der 100 Senatorenposten zur Wahl. Außerdem werden in 36 der 50 Bundesstaaten Gouverneure gewählt. Auch auf Regional- und Lokalebene stehen zahlreiche Ämter zur Abstimmung. Wenige Tage vor der Wahl deuten alle Umfragen auf eine klare Niederlage für Bushs Republikaner hin.

(afp)
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