Senegal NDour will weiter Staatsoberhaupt werden

Dakar · "Ich bin Kandidat, und ich werde Kandidat bleiben". Mit diesen Worten kommentierte der senegalesische Sänger Youssou NDour die Entscheidung des Verfassungsgerichts, ihn nicht zur Präsidentschaftswahl Ende Februar zuzulassen, weil er nicht genügend gültige Unterschriften gesammelt habe. Am Samstag legte er Widerspruch dagegen ein und nannte die Zulassung des seit 2000 amtierenden greisen Staatschefs Abdoulaye Wade für eine weitere Kandidatur einen Verstoß gegen die Verfassung.

 Youssou NDour will trotz seines Ausschlusses von der Präsidentenwahl im Senegal weiter an seiner Kandidatur festhalten.

Youssou NDour will trotz seines Ausschlusses von der Präsidentenwahl im Senegal weiter an seiner Kandidatur festhalten.

Foto: AP

NDour ist einer der berühmtesten Musiker Afrikas, sang gemeinsam mit Peter Gabriel, Sting, Paul Simon und Bruce Springsteen, engagiert sich für Hilfsprojekte, gilt als erfolgreicher Geschäftsmann - und ist entschlossen, in seiner Heimat Senegal Präsident zu werden. Doch unabhängig davon, ob der 52-jährige Sänger am 26. Februar antreten kann oder nicht - über seine Erfolgsaussichten sind Experten geteilter Meinung.

Mit einer Mischung aus dem westafrikanischen Mbalax-Musikstil und Samba, Hip-Hop, Jazz und Soul hat der Weltmusikstar in den vergangenen drei Jahrzehnten Musik-Fans in aller Welt begeistert und Konzerthallen gefüllt. In einfachen Verhältnissen in der senegalesischen Hauptstadt Dakar geboren, stieß er schon als Jugendlicher zur damals beliebtesten Band des Landes, der Star Band. In den 80ern gründete er die Gruppe The Super Etoile, mit der er Weltruhm erlangte. Am bekanntesten dürfte der Ohrwurm "7 Seconds" sein, den er gemeinsam mit der Sängerin Neneh Cherry aufnahm.

Seit 1985 sozial engagiert

Früh schon engagierte sich NDour auch für soziale und politische Projekte. 1985 organisierte er ein Konzert für die Freilassung des vom südafrikanischen Apartheid-Regime inhaftierten Nelson Mandela. Er ist Botschafter des UN-Kinderhilfswerks UNICEF und setzt sich in seiner westafrikanischen Heimat für den Kampf gegen Malaria ein, unter anderem mit einem extra komponierten Lied, das Wissen über die Krankheit vermitteln soll.

NDours Präsidentschaftskandidatur kommt nicht aus dem Nichts, so hat er eine politische Bewegung gegründet, die in der Wolof-Sprache "Fekke ma ci bolle" (etwa: Ich mische mich ein) heißt. Und seine Mediengruppe Future Medias hatte in der Vergangenheit immer wieder kritisch über den 85 Jahre alten Amtsinhaber Wade berichtet.

Ob der Grammy-Gewinner auch Wahlen gewinnen kann, steht indes auf einem anderen Blatt. "Das ist absurd", sagte ein bekannter Politikexperte, der lieber nicht namentlich genannt werden wollte, über NDours Kandidatur. "Die Senegalesen werden niemals einen Sänger zu ihrem Präsidenten wählen." Für NDour könne eine Kandidatur gar zu einem erheblichen Image-Schaden führen.

Der senegalesische Journalist Baba Diop hielt einen Wahlsieg NDours dagegen für durchaus möglich - schließlich habe es in der Geschichte Senegals seit der Unabhängigkeit 1960 keine Wahl mit einem dermaßen offenen Ausgang gegeben. Mit fähigen Beratern könne NDour sich als "Manager-Präsident" anbieten, im Gegensatz zu einem "politischen Präsidenten" oder einem "Präsidenten von der Universität".
NDour hat schon eingeräumt, nicht dem verbreiteten Ideal eines intellektuellen Politikers zu entsprechen: "Ich habe keine höheren Studien genossen", sagte er. Das sei aber kein Manko: "Ich habe an der Schule der Welt gelernt. Reisen bildet genauso wie Bücher."

(AFP)
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