Kampf gegen Taliban Nato soll "Todesliste" mit 750 Namen geführt haben
Berlin · Bei Luftschlägen und Geheimoperationen gegen die Taliban in Afghanistan bediente sich die Nato nach Medieninformationen einer "Todesliste", auf der zeitweise mehr als 750 Personen erfasst waren.
Die Liste, auf deren Basis die westliche Allianz zahlreiche tödliche Einsätze durchgeführt habe, belege, "auf welch dünnen und teils willkürlich anmutenden Grundlagen die Streitkräfte Verdächtige für die gezielten Tötungen nominierten", schreibt der "Spiegel"..
Viele, die sich dem Bericht zufolge auf der "Todesliste" befanden, waren demnach Taliban der mittleren und unteren Ebene. Manche seien nur auf die Liste geraten, weil sie mit Drogen handelten. Der Krieg gegen den Terror und gegen die Drogen sei in Afghanistan offenbar "faktisch verschmolzen", zitierte der "Spiegel" Jennifer Gibson von der Menschenrechtsorganisation Reprieve.
Den Unterlagen zufolge, die zum Teil aus dem Bestand des US-Geheimdienstenthüllers Edward Snowden stammen, nutzten die Nato-Kräfte bei ihrer Zielerfassung unter anderem ein System der Stimmidentifizierung, bei dem es ausreichte, wenn ein Verdächtiger sich in einem überwachten Gespräch einmal namentlich identifizierte.
"Predator"-Drohnen und mit Sensoren ausgerüstete britische Eurofighter hätten dafür die Funksignale am Hindukusch nach bekannten Mobiltelefonnummern abgesucht.
Innerhalb der folgenden 24 Stunden habe diese Stimmenerkennung als "positive Zielidentifizierung" gegolten und damit als Legitimation für einen Luftschlag - dies habe zu Verwechslungen und zum Tod von Zivilisten geführt.