Zweiter Tag des Nato-Gipfels Trump soll mit Alleingang in Verteidigungsfragen gedroht haben

Brüssel · Eigentlich sah es am Mittwochnachmittag nach Entspannung aus zwischen Donald Trump und den Nato-Partnern. Doch auf Twitter wütet der US-Präsident nun weiter - und droht offenbar den Bündnispartnern.

 Donald Trump und Angela Merkel beim Nato-Gipfel.

Donald Trump und Angela Merkel beim Nato-Gipfel.

Foto: AP/Pablo Martinez Monsivais

US-Präsident Donald Trump hat der Nato nach Angaben von Diplomaten offen mit einem amerikanischen Alleingang in Verteidigungsfragen gedroht, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Wenn die Bündnispartner nicht sofort zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgäben, würden die Amerikaner ihr eigenes Ding machen, sagte Trump demnach am Donnerstag beim Gipfeltreffen in Brüssel, wie die dpa aus mehreren Quellen erfuhr. Die Nachrichtenagentur Reuters dagegen berichtet - unter Verweis auf zwei mit der Sache vertraute Diplomaten -, Trump habe nicht mit dem Ausstieg der USA aus der Nato gedroht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wich der Frage aus, ob Trump dem Austritt der USA aus der Militärallianz gedroht hat. "Der amerikanische Präsident hat das gefordert, was ja seit Monaten diskutiert wird - dass die Lastenteilung sich verändert", sagte sie. "Ich habe für mich deutlich gemacht, andere haben das auch deutlich gemacht, dass wir auf diesem Weg sind und dass

dies in unserem eigenen Interesse ist." Auf Nachfrage erklärte

sie: "Ich kann nur zusammenfassen, was das Ergebnis ist: Klares Bekenntnis aller zur Nato und eine deutliche Bereitschaft aller auch, angesichts veränderter Sicherheitslagen den eigenen

Beitrag auch zu leisten."

Zuvor hatte Trump seine Kritik an Deutschland am zweiten Tag des Nato-Gipfels bekräftigt. Er kritisierte am Donnerstag im Kurznachrichtendienst Twitter erneut die niedrigen Verteidigungsausgaben europäischer Staaten. Deutschland warf er vor, Schutz vor Russland zu verlangen und gleichzeitig "Milliarden" für Gaslieferungen an Moskau zu zahlen. Dies sei "nicht akzeptabel". Ähnliches hatte er schon nach dem Frühstück mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gesagt.

Trump verlangte erneut, dass alle Nato-Mitglieder die Verpflichtung erfüllen, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben. "Das muss letztlich auf vier Prozent steigen", bekräftigte der US-Präsident eine am ersten Gipfeltag vorgebrachte Forderung.

„Präsidenten haben jahrelang erfolglos versucht, Deutschland und andere reiche Nato-Staaten dazu zu bewegen, mehr für ihren eigenen Schutz vor Russland zu zahlen“, schrieb Trump. „Sie bezahlen nur einen Bruchteil ihrer Kosten.“ Die USA hingegen zahlten zweistellige Milliardenbeträge zuviel, um Europa zu subventionieren.

Am Mittwoch hatte Trump Deutschland bereits massiv attackiert. Der Bündnis-Partner sei wegen der Abhängigkeit bei Gaslieferungen ein "Gefangener Russlands", sagte Trump. Er kritisierte ausdrücklich auch die Pläne für die Gaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. Auch am Donnerstag bezog er sich auf die "neue Pipeline aus Russland".

Mit der neuen Twitterserie nahm Trump seine Verbalattacken gegen Deutschland wieder auf, obwohl er am Mittwochnachmittag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Signale der Entspannung zu senden schien. Er hatte das Verhältnis zu Deutschland hervorragend genannt und Merkel auch persönlich gelobt.

Der Gipfel der 29 Nato-Staats- und Regierungschefs endet am Donnerstag. Auf dem Programm stehen noch Treffen zu den Partnerstaaten Ukraine und Georgien und zum Einsatz in Afghanistan.

(das/AFP/dpa)
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