Nahostkonflikt Hisbollah-Rakete auf Tel Aviv – Israel reagiert mit Gegenangriff

Update | Tel Aviv/ Jerusalem · Die Hisbollah hat bestätigt, das Mossad-Hauptquartier mit Raketen ins Ziel genommen zu haben. Israel reagiert mit einem Raketenangriff nördlich von Beirut – der erste seit einem Jahr.

Rauch steigt von israelischen Luftangriffen im südlichen Dorf Haboush im Bezirk Nabatieh auf, gesehen von Marjayoun.

Foto: dpa/Hussein Malla

Israel hat offenbar einen Raketenangriff der Hisbollah-Miliz auf seinen Auslandsgeheimdienst Mossad vereitelt. Die Hisbollah teilte am Mittwoch mit, sie habe das Mossad-Hauptquartier bei Tel Aviv mit einer Rakete vom Typ Kader 1 beschossen. Das israelische Militär erklärte, die Boden-Boden-Rakete sei abgefangen worden. In Tel Aviv und anderen Städten im Zentrum Israels heulten Sirenen. Berichte über Schäden oder Verletzte lagen nicht vor.

Die Rakete sei nach dem Ertönen des Luftalarms identifiziert und abgefangen worden, erklärte ein Militärsprecher. In Tel Aviv war zuletzt Ende Mai Raketenalarm ausgelöst worden, damals wegen eines Angriffs der islamistischen Hamas. Danach heulten die Alarmsirenen nur noch in anderen Landesteilen. Es ist auch das erste Mal überhaupt seit dem Massaker vom 7. Oktober vergangenen Jahres und dem darauffolgenden Beginn des Gaza-Kriegs, dass eine Rakete aus dem Libanon bis zum Großraum Tel Aviv vordrang.

Nach israelischen Angaben war es die erste Rakete im laufenden Konflikt mit der Schiiten-Miliz, die Zentralisrael erreichte. Die Hisbollah hatte bereits im August behauptet, sie habe einen Stützpunkt des Geheimdienstes nahe Tel Aviv beschossen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber nicht. Die militant-islamistische Hamas aus dem Gazastreifen hatte in den ersten Monaten des Krieges mit Israel mehrfach Tel Aviv beschossen.

Die Hisbollah macht den Mossad für die gezielten Tötungen ihrer Kommandeure Ibrahim Akil und Ibrahim Muhammad Kubaisi sowie für die offenbar koordinierte Explosion von Pagern und Walkie-Talkies von Hisbollah-Kämpfern verantwortlich.

Israel reagiert mit Raketenangriff nördlich von Beirut

Israels Militär hat folgend auf die Rakete in Tel Aviv erstmals seit der Eskalation mit der Hisbollah vor einem Jahr ein Ziel nördlich von Beirut angegriffen. Beim Angriff auf den Ort Maaisra seien drei Menschen getötet und neun weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Sicherheitskreisen zufolge ist es das einzige von Schiiten bewohnte Dorf in der vorwiegend von Christen bewohnten Gegend, die etwa eine Autostunde nördlich von Beirut liegt. Das israelische Militär erklärte, Berichte über den Angriff zu prüfen.

Die israelische Luftwaffe setzte ihre Angriffe auch im Süden und Osten des Landes in der Bekaa-Ebene unterdessen fort. Das Militär sprach von „umfassenden Angriffen“ in diesen Gebieten. Diese folgten auf einen Raketenangriff der Hisbollah-Miliz, die die israelische Küstenmetropole Tel Aviv erstmals direkt angriff.

Das israelische Militär hatte am Montag den bisher größten Einsatz gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon seit Beginn des Gaza-Krieges ausgeführt. Rund 1600 Ziele wurden angegriffen, nach Angaben der libanesischen Regierung wurden dabei mindestens 558 Menschen getötet. Am Dienstag startete die israelische Armee eine zweite Angriffswelle. Die Hisbollah feuerte am Dienstag ihrerseits rund 300 Raketen auf Ziele in Israel.

Seit dem beispiellosen Angriff der islamistischen, mit der Hisbollah verbündeten Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen haben sich die regionalen Spannungen verschärft. Israels Norden steht seitdem unter Dauerbeschuss durch die Hisbollah. Die israelische Armee reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon.

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(aku/AFP/dpa/Reuters)