Nahost-Konflikt Zehn Tote bei israelischem Angriff im Gazastreifen

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben auch in der Nacht ihre Raketenangriffe auf israelische Städte fortgesetzt. Die israelische Armee griff wieder Ziele im Palästinensergebiet an. Dabei kamen nach Angaben der Hamas zehn Menschen ums Leben.

 Eine Explosion in Gaza Stadt.

Eine Explosion in Gaza Stadt.

Foto: AFP/MOHAMMED ABED

Ein israelischer Luftangriff im Gazastreifen hat nach Angaben der dort regierenden Hamas mindestens zehn Palästinenser getötet, die meisten von ihnen Kinder. In den Trümmern des Hauses am Rande des Flüchtlingslagers Schati werde noch nach Opfern gesucht, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die militant islamistische Hamas erklärte, sie habe als Reaktion auf den Angriff vom Samstagmorgen eine Raketensalve auf Israel abgefeuert. Beide Seiten versuchten, sich vor einem möglichen Waffenstillstand noch Vorteile zu verschaffen.

Die jüngste Eskalation hatte am Montag begonnen, als sich die Hamas zur Verteidigerin Jerusalems erklärte und Raketen auf die Stadt abfeuerte, die sowohl Juden als auch Muslimen heilig ist. Bis Freitag wurden nach israelischen Angaben fast 2000 Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel geschossen. Israel reagierte mit Hunderten Luftangriffen und hat Tausende Reservisten mobilisiert, die für eine Bodenoffensive eingesetzt werden könnten.

Der US-Diplomat Hady Amr traf am Freitag zu Vermittlungen in der Region ein. Der UN-Sicherheitsrat wollte die Lage am Sonntag beraten. Nach Angaben eines ägyptischen Regierungsbeamten hatte die Hamas bereits einem einjährigen Waffenstillstand zugestimmt, den Israel jedoch ablehnte.

Den bisher schwersten Angriff fuhr Israel am Freitag, als es mit Artillerie und Luftwaffe ein Tunnelsystem der Hamas bombardierte und binnen 40 Minuten 80 Tonnen Sprengkörper einsetzte. Warnungen an Anwohner seien in diesem Fall nicht möglich gewesen, sagte Militärsprecher Jonathan Conricus. Der Angriff sei erfolgreich gewesen. Israelischen Militärmedien zufolge glaubt die Armee, dass sich Dutzende Extremisten in dem System versteckt hatten und dort bei dem Angriff getötet wurden. Die Hamas und die Extremistenorganisation Islamischer Dschihad haben bislang lediglich den Tod von 20 Kämpfern eingeräumt.

Im Gazastreifen wurden bis Freitagabend mindestens 126 Tote gemeldet, darunter 31 Kinder und 20 Frauen. Der Luftangriff von Samstagnacht war dann die bisher opferreichste Einzelattacke seit beginn der Eskalation. In Israel gab es durch Raketenbeschuss bislang sieben Tote, darunter ein Sechsjähriger.

Im besetzten Westjordanland kam es zu den heftigsten Protesten seit 2017. Palästinenser verbrannten Autoreifen und warfen Steine auf israelische Soldaten. Die Soldaten eröffneten das Feuer und töteten nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörden mindestens zehn Personen. Ein weiter Palästinenser wurde getötet, als er versuchte, einen israelischen Soldaten zu erstechen.

Auch in israelischen Städten hielt die Gewalt zwischen radikalen Juden und Arabern an. Ein Video zeigte, wie nationalistische Israelis in Ostjerusalem mit Pistolen schossen und sich im Viertel Scheich Dscharrah Steine werfend einen Kampf mit Palästinensern lieferten. In dem Viertel versuchen jüdische Siedler, palästinensische Einwohner aus ihren Häusern ausweisen zu lassen.

Im Gazastreifen schädigen die israelischen Luftangriffe die ohnehin marode Infrastruktur mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern noch mehr. Nach UN-Angaben fällt der Strom jeden Tag acht bis zwölf Stunden aus. Mindestens 230.000 Menschen haben bestenfalls begrenzten Zugang zu Trinkwasser.

Am Samstag wollten die Palästinenser den Nakba-Tag begehen, an dem an die schätzungsweise 700.000 Menschen erinnert wird, die während der Kriege um die Gründung des Staates Israel 1948 aus dessen Gebiet flohen oder vertrieben wurden. Viele ihrer Nachkommen leben heute unter anderem im Gazastreifen.

(csi/dpa)
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