Nach Großbrand in Moria Regierung verstärkt Polizei auf Lesbos - auch mit Wasserwerfern

Athen · Nach dem Großbrand im Lager Moria herrschen auf der Insel Lesbos chaotische Zustände. Die griechische Regierung verstärkt die Polizeikräfte, die mittlerweile auch gegen Inselbewohner vorgehen.

 Wasserwerfer und Polizeikräfte kommen auf der Insel Lesbos an.

Wasserwerfer und Polizeikräfte kommen auf der Insel Lesbos an.

Foto: AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Angesichts wachsender Spannungen nach dem Großbrand im Registrierlager Moria hat die griechische Regierung die Polizeikräfte auf der Insel Lesbos verstärkt. Wie das griechische Fernsehen zeigte, kamen am Freitagmorgen mehrere Busse mit zusätzlichen Bereitschaftspolizisten sowie zwei Wasserwerfern an Bord einer Fähre in der Inselhauptstadt Mytilini an.

Nach dem Brand herrschen auf der Insel chaotische Zustände. Mehr als 12.000 Migranten verbrachten die dritte Nacht in Folge im Freien. Manche legten immer wieder Feuer in den übrig gebliebenen Teilen des Lagers und den umliegenden Feldern und attackierten die Polizei.

Die Verstärkung der Polizeieinheiten richtet sich aber auch an die zunehmend aufgebrachten Inselbewohner. Viele, darunter fast alle Bürgermeister, wollen nach dem Brand in Moria keine Migranten mehr auf der Insel haben. „Sie müssen alle weg. Kein Lager mehr auf Lesbos“, erklärte der Gouverneur der Region Nordägäis, Kostas Moutzouris, im Fernsehen. Angst herrscht nicht zuletzt, weil mindestens 35 Migranten positiv auf das Corona-Virus getestet waren und die Inselbewohner einen unkontrollierten Ausbruch des Virus befürchten.

Anwohner blockieren immer wieder Zufahrtsstraßen zu jenen Orten, an denen die Regierung provisorische Lager einzurichten plant, um die obdachlosen Menschen vorläufig unterzubringen. „Wir werden das nicht zulassen, koste es, was es wolle“, sagten aufgebrachte Lesbier Reportern. Die meisten Inselbewohner sind müde und enttäuscht von der EU. Keiner könne es ertragen, wenn so viele Migranten für so lange Zeit auf einer Insel lebten, hieß es.

Grünen-Chefin Göring-Eckardt kritisiert Merkel/Macron-Aufnahmeinitiative

Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, hat die deutsch-französische Initiative für eine Aufnahme minderjähriger Migranten aus dem abgebrannten griechischen Lager Moria als unzureichend kritisiert. Deutschland müsse mehr tun. „Wir haben die (EU-)Ratspräsidentschaft, wir können vorangehen“, sagte Göring-Eckardt, die sich seit Donnerstag auf der Insel Lesbos aufhält, am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Dass die Bundesregierung auf eine europäische Lösung poche, sei „eine Ausrede“.

Deutschland und Frankreich hatten nach dem Großbrand in Moria angekündigt, mehr minderjährige Migranten aufnehmen - möglichst gemeinsam mit anderen EU-Ländern. Das sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend in Berlin, ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Zuvor war inoffiziell von 400 die Rede gewesen.

(lha/dpa)
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