Soldat weiter in Haft US-Regierung rechtfertigt sich nach Kritik an Gefangenenaustausch
Washington · Die US-Basketballerin Brittney Griner ist bei einem spektakulären Gefangenenaustausch freigekommen. Ein anderer Amerikaner sitzt jedoch weiter in russischer Haft. Waffenhändler Bout ist in Moskau gelandet.
Die US-Regierung steht nach dem Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA wegen des noch immer inhaftierten Amerikaners Paul Whelan unter Rechtfertigungsdruck. „Wir haben eine Botschaft für Paul Whelan. Es ist eine Botschaft, die wir ihm erst kürzlich und auch heute wieder übermittelt haben. Bewahre den Glauben, wir kommen dich holen“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, dem Fernsehsender CNN. Der ehemalige Marine-Soldat Whelan war 2018 in Russland verhaftet und wegen angeblicher Spionage verurteilt worden.
Am Donnerstag waren die in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner und der in den USA inhaftierte russische Waffenhändler Viktor Bout im Zuge eines Austauschs auf dem Flughafen von Abu Dhabi an Delegationen ihrer Heimatländer übergeben worden. „Es ging nicht darum, dass wir uns zwischen Brittney Griner und Paul Whelan entscheiden mussten“, sagte Price. Es sei vielmehr darum gegangen, lieber einen als keinen Gefangenen freizubekommen. Die Russen hätten die Vorschläge der USA zur Freilassung Whelans blockiert.
Whelan hatte sich zuvor enttäuscht geäußert. US-Präsident Joe Biden und dessen Team müssten sich nun überlegen, was wertvoll genug für die Russen sei, um eine Freilassung zu erzielen, sagte Whelan CNN. „Und um ehrlich zu sein, wer weiß, wie ich unter diesen Bedingungen zurückkommen werde. Oder ob ich überhaupt zurückkommen werde.“ Er sei bereit, nach Hause zu kommen.
Kritik an dem Austausch kam vor allem von Seiten der Republikaner. „Er ist vielleicht nicht sehr bekannt, aber er ist unschuldig“, schrieb der Abgeordnete Adam Kinzinger auf Twitter über Whelan. Buts Freilassung sei ein „Geschenk“ für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, monierte Kevin McCarthy, der für den Vorsitz des Repräsentantenhauses kandidiert. „Paul Whelan dafür zurückzulassen ist unverantwortlich.“
Der russische Waffenhändler Bout (auch But) ist unterdessen in seiner Heimat angekommen. Der auch als „Händler des Todes“ bezeichnete 55-Jährige wurde am Moskauer Flughafen von seiner Familie in Empfang genommen.
„Sie haben mich mitten in der Nacht geweckt und mir gesagt, ich solle meine Sachen packen“, berichtete Bout über seine Freilassung. Er habe keine genauen Informationen erhalten. „Aber ich bin jetzt hier, das ist das Wichtigste.“ Bout saß in den USA seit mehr als zehn Jahren im Gefängnis, er war wegen seiner Waffengeschäfte zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.