Nach Spende des Christchurch-Attentäters Österreichs Regierung prüft Auflösung der „Identitären“

Wien · Die Spende des mutmaßlichen Christchurch-Attentäters an die österreichischen „Identitären“ hat die Regierungsspitze alarmiert. Welcher Art waren etwaige Kontakte? Der Chef der rechten Organisation reagiert gelassen.

 Demonstranten halten während eines Protestmarsches Flaggen mit dem Logo der „Identitären Bewegung“ in die Luft (Archivfoto).

Demonstranten halten während eines Protestmarsches Flaggen mit dem Logo der „Identitären Bewegung“ in die Luft (Archivfoto).

Foto: dpa, pdz jhe

Nach einer Spende des mutmaßlichen Attentäters von Christchurch an die österreichische „Identitäre Bewegung“ prüft die Regierung die Auflösung der rechten Organisation. Das kündigte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerrat an. Es gebe „keine Toleranz für gefährliche Ideologien, ganz gleich, aus welcher Ecke sie kommen“. Egal welche Art von Extremismus, „sowas darf keinen Platz in unserem Land und in unserer Gesellschaft haben“, sagte Kurz. Es sei Aufklärung nötig, ob es hier „Machenschaften im Hintergrund“ gegeben habe.

Der mutmaßliche Todesschütze von Christchurch, ein 28-jähriger Rechtsextremist aus Australien, hat nach Erkenntnissen der Behörden Anfang 2018 den „Identitären“ in Österreich 1500 Euro als Spende überwiesen. In diesem Zusammenhang war die Wohnung von Martin Sellner, dem Chef der „Identitären“, durchsucht worden. Es bestehe der Verdacht der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung.

Sellner wies die Vorwürfe zurück. Es gebe keine Verbindungen über die Spende hinaus, sagte Sellner am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe alle Identitären gefragt und niemand hat sein Gesicht gesehen.“ Er sehe der Prüfung durch die Behörden gelassen entgegen. Für die Spende habe er sich mit einer Standard-Mail bedankt, aber keine Reaktion darauf bekommen.

Der mutmaßliche Attentäter hatte 2018 auf einem Europa-Trip auch Österreich besucht. Bei Treffen der „Identitären“ sei er nicht aufgetaucht, so Sellner weiter.

Die „Identitären“ wenden sich unter anderem gegen „unkontrollierte Massenzuwanderung“. Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland während der Freitagsgebete waren am 15. März 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden.

(zim/dpa)
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