"Er ist nur ein einfacher Arbeiter" Mutter britischer Geisel fleht per Video

London (rpo). Paul Bigley, der Bruder des im Irak verschleppten Briten, hat der US-geführten Koalition vorgeworfen, die Freilassung von Kenneth zu hintertreiben. Die Koalition habe verhindert, dass sein Bruder im Tausch gegen irakische Gefangene freikomme. Derweil hat sich Kenneth Bigleys Mutter per Videobotschaft an die Entführer gewandt.

Islamistische Geiselnehmer halten einen Briten fest
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Foto: AP

Die Mutter des entführten Briten Briten Kenneth Bigley hat an die Extremisten appelliert, das Leben ihres Sohnes zu verschonen. "Er ist nur ein einfacher Arbeiter und will seine Familie ernähren", sagte die 86-jährige Lil Bigley am Donnerstag in einer vom britischen Fernsehsender BBC ausgestrahlten Videobotschaft. "Bitte haben Sie Gnade mit meinem Ken und schicken Sie ihn mir lebend zurück. Seine Familie braucht ihn. Ich brauche ihn." Die Frau war mit zwei weiteren ihrer Söhne zu sehen.

Am Donnerstag meldete sich außerdem die Frau des 62-jährigen Entführten, Sombat, aus ihrem Heim in Thailand: "Wir sind seit sieben Jahren verheiratet und ich liebe ihn sehr", sagte sie. "Ich will unbedingt meinen Mann wiedersehen - ich flehe Sie um Gnade an und bettele, dass Sie Ken freilassen, damit ich wieder mit ihm zusammen sein kann."

Premierminister Tony Blair telefonierte am Donnerstag zum zweiten Mal mit der Familie in Liverpool, wie ein Sprecher mitteilte. Bigley selbst hatte sich am Mittwochabend in einem Video, das im Internet verbreitet wurde, direkt an den britischen Regierungschef gewandt. Bigleys Kidnapper haben bereits die mit ihm entführten Amerikaner Jack Hensley und Eugene Armstrong enthauptet. Die Gruppe Tauhid und Dschihad um den mutmaßlichen jordanischen Terroristenführer Abu Mussab el Sarkawi hat die Freilassung inhaftierter Irakerinnen gefordert.

Vorwurf: USA habe Freilassung sabotiert

Die US-geführte Koalition im Irak habe Angebote der irakischen Übergangsregierung zur Freilassung seines Bruders "sabotiert", sagte Paul Bigley am Donnerstag im BBC-Hörfunk. Die US-Koalition im Irak habe verhindert, dass sein 62-jähriger Brunder aus der Gewalt der Extremistengruppe Tauhid wal Dschihad freikomme, sagte Paul Bigley der BBC. Die irakische Übergangsregierung sei über ihr Innenministerium zunächst zu der Freilassung bereit gewesen; jetzt aber stelle sich die Frage, ob es sich in Bagdad um eine "Marionettenregierung" der USA handele. Der irakische Staatssekretär für Sicherheitsfragen, Kassem Daud, bestritt im BBC-Hörfunk, dass die USA Druck auf Bagdad ausgeübt hätten. Diese Entscheidung habe Übergangsregierungschef Ijad Allawi allein getroffen.

Ein Sprecher des irakischen Innenministeriums hatte am Mittwoch angedeutet, dass die inhaftierte Irakerin Rahib Taha möglicherweise freigelassen werden könnte und war damit auf Forderungen der Entführer eingegangen. Ein Sprecher der US-Botschaft in Bagdad sagte wenige Stunden später, die multinationalen Truppen im Irak planten keine Freilassung weiblicher Gefangener.

Die Familie des Verschleppten bat in der Nacht zum Donnerstag in einer für die Entführer bestimmten Botschaft um "Gnade". "Seien Sie barmherzig, denn wir wissen, dass Sie das können. Lassen Sie Ken zu seiner Frau und seiner Familie zurückkehren", sagte Bigleys Sohn Craig. Auch die Frau des Entführten flehte wenig später die Entführer an, ihren Mann freizulassen. In Liverpool, der Heimatstadt Bigleys, appellierten der anglikanische Bischof James Jones und der Ulema Akbar Ali gemeinsam an die Kidnapper, "Erbarmen" zu haben.

Die beiden US-Bürger wurden mittlerweile enthauptet

Bigley und zwei US-Bürger waren am 16. September aus ihrem Haus in Bagdad verschleppt worden. Die beiden US-Bürger wurden von ihren Entführern inzwischen enthauptet. Die Sarkawi-Gruppe Tauhid wal Dschihad hatte damit gedroht, auch den Briten zu ermorden, sollten im Irak inhaftierte Frauen nicht freikommen. Die britische Regierung schloss am Donnerstag erneut Verhandlungen mit den Geiselnehmern aus.

Im Fall der beiden entführten Italienerinnen Simona Pari und Simona Torretta behauptete in der Nacht zum Donnerstag eine Gruppe namens Dschihad-Organisation, die beiden Frauen ermordet zu haben. Am Donnerstagvormittag erschien auf einer Internetseite von Islamisten, die sich auf den Vize des El-Kaida-Netzwerkes, Aiman el Sawahiri berufen, ein zweites Bekennerschreiben, demzufolge die beiden 29-Jährigen getötet worden seien.

Die italienische Regierung mahnte zu "höchster Vorsicht" gegenüber beiden Bekennerschreiben. Rom habe "keine Bestätigung" und "keine Beweise" dafür, dass die beiden Frauen umgebracht worden seien. Auch die Botschaften Italiens und der USA im Irak konnten eine mögliche Ermordung der Frauen nicht bestätigen. Die Mitarbeiterinnen waren am 7. September aus Bagdad verschleppt worden. Seitdem gab es von ihnen kein Lebenszeichen. Verschiedene Gruppen bekannten sich zu der Entführung

(afp)
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