Pakistans Ex-Militärmachthaber Musharraf nach spektakulärer Flucht verhaftet

Islamabad · Der frühere pakistanische Militärmachthaber Pervez Musharraf ist einen Tag nach seiner spektakulären Flucht aus einem Gerichtssaal festgenommen worden. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, erfolgte die Festnahme in der Nacht in seinem Haus in einem Vorort von Islamabad. Anschließend verfügte ein Richter Hausarrest für den ehemaligen Präsidenten.

Fernsehbilder zeigten, wie Musharraf unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in ein Bezirksgericht gebracht wurde. Ein Richter ordnete an, den früheren Machthaber unter Hausarrest zu stellen. Dazu wurde Musharrafs Haus zum Gefängnis erklärt. Zwei Tage soll er dort unter Aufsicht der Polizei bleiben und anschließend einem Anti-Terrorismus-Gericht vorgeführt werden, wie einer seiner Anwälte sagte. Seine Verteidiger wollen noch am Freitag vor dem Höchsten Gericht Einspruch gegen den verfügten Hausarrest einlegen.

Das Hohe Gericht in Islamabad hebelte am Donnerstag eine vor der Rückkehr ausgehandelte Vereinbarung mit Musharraf aus und ordnete die Festnahme des 69-Jährigen an. Daraufhin floh der ehemalige Militärmachthaber aus dem Gericht und raste mit einem Geländewagen davon.

Musharraf war 1999 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen. 2008 sah er sich zum Rücktritt gezwungen und ging ins Exil. In seiner Heimat wurde ihm Hochverrat vorgeworfen, weil er 2007 als Präsident die Verfassung außer Kraft gesetzt und unter anderem Verfassungsrichter unter Arrest gestellt hatte.

Noch im Ausland handelte Musharraf dieses Jahr eine Vereinbarung aus, der zufolge er gegen eine Kaution auf freiem Fuß bleibt - was nach pakistanischem Recht möglich ist. Am 24. März kehrte er nach Pakistan zurück, um an den Wahlen am 11. Mai teilzunehmen. Diverse Gerichtsverfahren gegen ihn liefen jedoch weiter.

Das Hohe Gericht in Islamabad entschied nun am Donnerstag, die Vereinbarung und die Kaution nicht zu verlängern, wie Polizeisprecher Ali Asghar mitteilte. Polizisten wurden am Gericht zusammengezogen, um Musharraf festzunehmen. Doch sei ihm die Flucht gelungen, sagte Asghar. Fernsehbilder zeigten, wie Musharraf in den schwarzen Geländewagen sprang und floh. Einer seiner Leibwächter hing außen an der Seite des davonrasenden Fahrzeugs. Musharraf hielt sich nach der Flucht aus dem Gericht am Donnerstag auf seinem Grundstück am Stadtrand von Islamabad auf, das durch Stacheldraht und Wachtürme gesichert ist. Dutzende Sicherheitskräfte blockierten die Hauptverkehrsstraße zu dem Grundstück, Anwohner mussten auf eine andere Strecke ausweisen, um nach Hause zu gelangen.

Musharrafs Anwalt Raja Mohammed Ibrahim kündigte an, am Freitag beim Obersten Gerichtshof Berufung gegen die Entscheidung des Hohen Gerichts einzulegen. Sollte Musharraf wegen Hochverrats verurteilt werden, droht ihm die Todesstrafe oder lebenslange Haft. Allerdings müsste dazu die pakistanische Zentralregierung Anklage gegen den ehemaligen Armeechef erheben - ein Schritt, der bislang nicht erfolgt ist. Gegen den Ex-Präsidenten laufen derzeit noch andere Gerichtsverfahren. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, unzureichende Vorkehrungen zum Schutz der früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto getroffen zu haben, die 2007 bei einem Anschlag ums Leben kam.
In einem anderen Fall geht es um die Tötung des Rebellenführers Akbar Bugti, der im August 2006 nach einer Auseinandersetzung mit dem pakistanischen Militär starb.

Noch vor wenigen Tagen hatte Musharraf seine Zulassung zur Parlamentswahl in einem Bezirk im Norden des Landes erreicht. Doch am Dienstag widerrief ein Gericht in Peshawar diese Zulassung und machte seine Hoffnung auf ein politisches Comeback praktisch zunichte.

(ap/felt/hip)
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