UNO-Bericht IS-Kämpfer exekutierten offenbar rund 60 Zivilisten in Mossul

Genf · In der umkämpften irakischen Stadt Mossul haben Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach UN-Angaben in den vergangenen Tagen mindestens 60 Zivilisten hingerichtet. Den Getöteten wurde Hochverrat vorgeworfen.

 Ein Einsatz der irakischen Polizei gegen den IS Anfang November.

Ein Einsatz der irakischen Polizei gegen den IS Anfang November.

Foto: dpa, aj moa

Die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Ravina Shamdasani, sagte am Freitag in Genf, der IS habe den Menschen "Hochverrat" sowie die Weitergabe von Informationen an die irakischen Streitkräfte vorgeworfen. Derzeit läuft eine Großoffensive der Armee auf die IS-Hochburg Mossul.

Die Morde an den Zivilisten hätten am Dienstag und Mittwoch an verschiedenen Orten in und um Mossul stattgefunden, führte Shamdasani aus. Demnach töteten die Dschihadisten allein am Dienstagabend in Mossul 40 Zivilisten, nachdem sie ihnen "Hochverrat und Kollaboration" mit den irakischen Sicherheitskräften vorgeworfen hatten. Die Leichen seien zur Abschreckung an Strommasten befestigt worden, sagte Shamdasani.

Ein Mossul-Bewohner berichtete AFP, er habe 30 bis 40 Leichen gesehen, auf deren Kleidung "Verräter" und "Agent" stand. "Der IS versammelt die Menschen in den Straßen von Mossul und richtet sie öffentlich hin, einige durch Schüsse, andere durch Köpfen", sagte Abu Saif. Der UNO zufolge wurde am Dienstagabend auch ein 27-Jähriger getötet, der ein Handy benutzte, was unter dem IS verboten ist. Einen Tag später wurden demnach 20 Zivilisten hingerichtet, die Informationen an die irakische Armee weitergegeben haben sollen.

Seit dem Beginn der Offensive der irakischen Armee auf Mossul Mitte Oktober flohen der UNO zufolge bereits mehr als 47.700 Menschen aus der Stadt. Die Anti-Terror-Einheiten der Regierungstruppen (CTS) nahmen unterdessen nach einigen ruhigeren Tagen am Freitag ihre Offensive auf den IS in Mossul wieder mit voller Kraft auf. CTS-Kommandeur Muntadhar Salem sagte, die Spezialkräfte hätten einen Angriff auf den östlichen Bezirk Arbadschija gestartet. "Die Kämpfe dauern an."

Ein anderer CTS-Offizier sagte, die Streitkräfte seien "in Schussweite" des Bezirks Karkukli. Die Attacke auf dieses Gebiet habe aber noch nicht begonnen. Die Einsatzkräfte werden von kurdischen Peschmerga-Kämpfern sowie aus der Luft von einer US-geführten internationalen Militärallianz unterstützt. Sie kämpften sich bislang vor allem von Osten her nach Mossul vor, der Kampf um die IS-Hochburg dürfte aber noch Wochen oder sogar Monate dauern.

(isw/AFP)
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