Mordfall Kim Jong Nam Indonesierin kommt überraschend frei

Shah Alam · Wendung im mysteriösen Mordfall Kim Jong Nam: Zwei Jahre saß eine Indonesierin in Malaysia unter dem Verdacht in Haft, an dem Mord am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber beteiligt gewesen zu sein. Ihr Anwalt spricht von einem politischen Komplott.

Die freigelassene Siti Aisyah bei einer Pressekonferenz.

Die freigelassene Siti Aisyah bei einer Pressekonferenz.

Foto: AP/Vincent Thian

Im Fall um den Giftmord am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist eine indonesische Verdächtige nach rund zwei Jahren Haft überraschend freigekommen. Ein Richter am Obersten Gericht in der Stadt Shah Alam ließ die Klage gegen Siti Aisyah am Montag fallen, nachdem die Staatsanwälte die Vorwürfe ohne Angabe von Gründen zurückzogen. Formal freigesprochen wurde die Indonesierin nicht.

Rasch wurde sie aus dem Gerichtssaal geführt und in ein wartendes Auto gesetzt. Aisyah wirkte gelöst. Sie habe erst am Morgen erfahren, dass sie freikomme. „Ich bin überrascht und sehr glücklich“, sagte Aisyah. Ihren Anwälten zufolge sollte sie zur indonesischen Botschaft gebracht und dann bald nach Jakarta ausgeflogen werden. Indonesiens Botschafter Rusdi Kirana dankte der malaysischen Regierung. „Wir glauben, dass sie nicht schuldig ist“, erklärte er.

Kim Jong Nam wurde am 13. Februar 2017 in einem Airport-Terminal in Kuala Lumpur das Nervengift VX in Gesicht und Augen gerieben. Er starb zwei Stunden später. Neben Aisyah wurde eine junge Vietnamesin beschuldigt, das Gift auf Kims Gesicht abgestreift zu haben. Sie sagten indes aus, sie hätten geglaubt, an einem für eine TV-Show bestimmten Streich im Stile von „Versteckte Kamera“ mitzuwirken. Die Frauen kamen später als einzige Beschuldigte in Haft, nachdem vier nordkoreanische Verdächtige noch am Morgen des Attentats auf Kim das Land verlassen hatten.

Die Anwälte der Frauen argumentierten seit jeher, ihre Mandantinnen seien Bauernopfer in einem politischen Komplott mit Verbindungen zur nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur gewesen. Die Staatsanwälte hätten auch keine klare Mordabsicht belegen können. Dieser Tatbestand ist nach malaysischem Recht entscheidend für eine Mordanklage.

Das Mordverfahren gegen die Vietnamesin liegt nun nach der jüngsten Wendung auf Eis. Nach monatelanger Verzögerung hätte sie bei der Anhörung am Montag eigentlich ihre Verteidigungslinie präsentieren sollen. Ihr Anwalt Hisyam Teh Poh Teik sagte, sie würden nun eine Verschiebung des Verfahrens anstreben. Seine Mandantin sei verstört und finde die Entlastung von Aisyah ihr gegenüber unfair. Noch 2018 hatte der Richter befunden, dass die Beweislage gegen die Frauen für eine Fortsetzung des Mordprozesses ausreiche.

Malaysische Regierungsvertreter haben im Fall Kim Jong Nam bisher keine offizielle Beschwerde bei Nordkorea eingelegt. Vielmehr haben sie betont, dass sie keine Politisierung des Verfahrens wünschen.

(cpas/dpa)
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