Kairo Mörderische Allianz im Irak

Kairo · Die Islamisten haben starke Verbündete, unter anderem alte Kader Saddam Husseins. Wie lange noch?

Chronologie des Aufstiegs des IS im Irak
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Foto: afp, FC

Der Vormarsch der Kämpfer des "Islamischen Staats" (IS) hat auch US-Präsident Barack Obama die Augen geöffnet. Er hat sich dazu durchgerungen einzugreifen, um den Vormarsch des IS auf kurdisches Gebiet zu stoppen. Obama reagierte damit auf rund ein Jahrzehnt verfehlter Irak-Politik: Nach dem Einmarsch der USA ins Zweistromland und dem Sturz von Diktator Saddam Hussein 2003 war die irakische Armee per Federstrich aufgelöst worden. Dabei galt sie als die Hochburg der Sunniten des Landes, die unter Saddam Hussein die Elite stellte. Über Nacht waren Tausende militärisch gut ausgebildete Offiziere arbeitslos - der Ausschluss der irakischen Sunniten aus dem politischen System in Bagdad begann. Der heutige Regierungschef Nuri al Maliki, ein Schiit, hat diesen Kurs fortgesetzt.

So war es kein Wunder, dass die Gegenwehr gegen ein paar Tausend islamistische Kämpfer im Irak so schnell zusammenbrach - die radikalen Sunniten des IS, die aus Syrien über die Grenze kamen, stießen auf eine große Unzufriedenheit der irakischen Sunniten, die sie mit offenen Armen empfingen. Doch damit allein lässt sich der Erfolg der Islamisten nicht erklären. Ihr Coup war vielmehr von langer Hand geplant: So warteten im Irak längst Gruppen ehemaliger Kader aus Saddams Militärelite und traten in Aktion, um dem IS seine heutige Stärke zu verleihen.

Das Ergebnis ist bekannt: IS kontrolliert das Gebiet vom Nordosten Syriens bis in den Nordirak. Er hat die zweitgrößte irakische Stadt Mossul eingenommen und zu seiner Hauptstadt erklärt. Die Dschihadisten bedrohen Erbil, die Hauptstadt von Irakisch-Kurdistan, und die irakische Hauptstadt Bagdad. Die USA haben deshalb gestern einige Mitarbeiter aus ihrem Konsulat in Erbil abgezogen, wie das Außenministerium mitteilte.

Mossul ist jedoch inzwischen zweigeteilt zwischen Saddam-Anhängern, die die arabische Einheit wollen, und dem IS. Gemeinsamer Feind ist die Regierung in Bagdad. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Allianz zerfällt. Angeblich haben sich in Mossul erste Brigaden gegen den IS gebildet, nachdem dieser Ende Juli die berühmte Moschee des biblischen Propheten Jona in die Luft gejagt hatte. Die Moschee war beliebtes Ziel muslimischer und christlicher Pilger.

(RP)
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