Bildungseinrichtung in Afghanistan Mindestens 30 Tote nach Anschlag auf Privatschule in Kabul

Kabul · In der afghanischen Hauptstadt Kabul wird eine Schule zum Ziel eines Anschlags. Unter den Opfern in einem schiitischen Stadtviertel sind viele Schülerinnen und Schüler. Sie bereiteten sich auf die Universität vor.

Talibankämpfer vor der Schule in der Siedlung Dasht-e-Barchi im Westen von Kabul, an der sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte.

Talibankämpfer vor der Schule in der Siedlung Dasht-e-Barchi im Westen von Kabul, an der sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte.

Foto: AFP/STR

Nach einem Bombenanschlag auf eine Privatschule in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat sich die Zahl der Todesopfer auf mindestens 30 erhöht. Das berichteten Krankenhäuser der Deutschen Presse-Agentur am Freitag und meldeten außerdem 56 Verletzte.

Der Anschlag ereignete sich im Stadtteil Dashte Barchi, der mehrheitlich von den schiitischen Hazara bevölkert wird. Schüler und Schülerinnen bereiteten sich gerade gemeinsam auf die Aufnahmeprüfung für die Universität vor. Die herrschenden Taliban sprachen am Nachmittag nach wie vor von 19 Toten und 27 Verletzten.

Nach Angaben eines Mitarbeiters hatte ein Selbstmordattentäter zwei Wächter am Eingang getötet, bevor er sich Zugang zu einem Klassenraum verschaffte und sich dort in die Luft sprengte. Zudem soll er auf Schüler geschossen haben. Unter den Opfern sollen viele Mädchen sein.

Fotos in sozialen Medien zeigten, wie Menschen Verletzte mit bloßen Händen wegtrugen. Die Zahl der Opfer könnte weit höher liegen als zunächst von den Taliban angegeben: Allein zwei Krankenhäuser in der näheren Umgebung berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass insgesamt 42 Verletzte eingeliefert worden seien. Ein Augenzeuge sagte lokalen Medien, dass sich rund 400 Schüler in der Halle befanden. Ein Video in sozialen Medien zeigte die Schüler noch vor dem Anschlag: Dort versprechen die zahlreichen Jungen und Mädchen, ihre Gesellschaft entgegen aller Hürden gemeinsam voranzubringen.

Seit ihrer Machtübernahme, die auf den chaotischen Rückzug der Nato-Truppen im August 2021 folgte, haben die Taliban Mädchenschulen ab der siebten Klasse geschlossen. Einige Mädchen können daher nur noch auf Privatschulen die Schule abschließen, um anschließend die Universität zu besuchen. Gegen diese Einrichtungen sind die militant-islamistischen Taliban bisher auch nicht vorgegangen. Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid verurteilte den Anschlag und kündigte an, gegen die Verantwortlichen vorzugehen.

Bisher hat sich noch niemand zu dem Vorfall bekannt. Seit der Machtübernahme der Taliban gingen Anschläge auf Zivilisten vor allem von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus. Besonders die schiitischen Hazara werden immer wieder Opfer der Gewalt.

(hf/dpa)
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