Vor G-20-Gipfel Merkel: Europa will "gemeinsame Linie" vertreten

Los Cabos · Europa will auf die internationalen Forderungen nach mehr Wachstumsanstrengungen mit einer gemeinsamen Strategie reagieren. Beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der großen Industrie- und Schwellenländer (G-20) in Mexiko würden die Europäer eine "gemeinsame Linie" bei der Bekämpfung der eigenen Wachstumsprobleme vertreten, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kurz vor Beginn des Treffens am Montag in Los Cabos.

Gipfel der Industrie- und Schwellenländer in Mexiko
6 Bilder

Gipfel der Industrie- und Schwellenländer in Mexiko

6 Bilder

Die Bemühungen um Wachstum und Beschäftigung stünden "ganz oben" auf der Agenda des zweitägigen Gipfeltreffens an der Pazifikküste, betonte Merkel. Dazu werde "jeder Kontinent" seinen Beitrag leisten müssen. Die Europäer würden ihre Probleme "entschlossen angehen". Dazu gehörten Strukturreformen, Haushaltskonsolidierung und Wachstumsimpulse. Die Details dazu sollten beim EU-Gipfel Ende Juni erarbeitet werden.

Merkel hatte sich im Vorfeld des Gipfeltreffens dagegen verwahrt, Europa allein für die schwächelnde Weltwirtschaft verantwortlich zu machen. Um das Thema dürfte es auch bei einem Sondertreffen zwischen US-Präsident Barack Obama und den europäischen G-20-Mitgliedern am Montagabend gehen.

Merkel fordert einen entschlossenen Kampf

Auf der G-20-Tagesordnung stehen darüber hinaus auch eine weitere Regulierung der Finanzmärkte, Bemühungen um einen freieren Welthandel und Beschlüsse zur Entwicklung ärmerer Länder.

Merkel forderte insbesondere einen entschlossenen Kampf gegen Protektionismus. Dieser sei schädlich für das weltweite Wachstum. Deutschland will in Los Cabos erreichen, dass ein 2013 auslaufendes Stillhalteabkommen zur Verhinderung weiterer handelsbehindernder Maßnahmen verlängert wird, was insbesondere auf den Widerstand Brasiliens stößt.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin machte sich in einem Beitrag für die mexikanische Zeitung "El Universal" dafür stark, die protektionistischen Maßnahmen auf ein "erträgliches Maß" zu senken. Merkel betonte zudem, dass die weitere Regulierung der Finanzmärkte auch Schattenbanken umfassen müsse.

China zeigte sich unterdessen zuversichtlich, dass die grundsätzlich bereits vereinbarte Aufstockung der Krisenmittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Los Cabos endgültig abgeschlossen werden könne. Der stellvertretende chinesische Finanzminister Zhu Guangyao kündigte an, die Schwellenländer würden ihren Beitrag dazu nennen, damit die IWF-Brandmauer zur Krisenbekämpfung um die geforderten 430 Milliarden Dollar erhöht werden könne.

Zu den G-20 zählen neben einigen europäischen Ländern, Japan und den USA eine Reihe aufstrebender Staaten wie China, Brasilien und Indien. Die G-20-Mitgliedsländer stehen zusammen für fast 90 Prozent der Wirtschaftsleistung weltweit und zwei Drittel der Weltbevölkerung.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort