Afghanistan-Konferenz in Bonn Merkel enttäuscht über Pakistans Boykott

Islamabad · Mit Bedauern haben Bundesregierung und deutsche Opposition auf den Boykott der Afghanistan-Konferenz durch Pakistan reagiert. Aus Protest gegen den Nato-Angriff auf einen Grenzposten mit 24 Toten will Pakistan am 5. Dezember nicht zur internationalen Konferenz nach Bonn kommen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Dienstag, die Bundesregierung sei über die Absage "betrübt" und werde sich bemühen, Pakistan zu überzeugen, diese Entscheidung zu überdenken. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte: "Die pakistanische Absage, die bisher allerdings noch nicht offiziell übermittelt wurde, ist bedauerlich und unzweifelhaft ein Rückschlag für die Bemühungen um regionalen Ausgleich."

Als Gastgeber der Afghanistan-Konferenz werde Deutschland nichts unversucht lassen, Pakistan in die Bemühungen um eine Stabilisierung der Region einzubinden. Auch dringe Außenminister Guido Westerwelle (FDP) auf lückenlose Aufklärung des "bestürzenden Vorfalls" an der Grenze.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sprach von einem "schweren Schlag" für die Bemühungen um Stabilität am Hindukusch. Wenn sich die Absage als endgültig erweisen sollte, "ist das eine Erschütterung unserer Bemühungen", sagte der frühere Außenminister. Dies gelte nicht für den Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan bis 2014, sehr wohl aber für das Bemühen der Staatengemeinschaft um Stabilität in dem Land. "Die Stabilisierung wird nur gelingen mit dem Beitrag Pakistans", sagte Steinmeier.

Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Renate Künast, erklärte zur Absage: "Das ist tragisch, weil Pakistan nicht nur einer der wichtigsten Player in der Region ist, sondern ja auch auf seinem Territorium offensichtlich Rückzugsgebiet für Terroristen war." Die bedauerliche Entscheidung dürfe nicht einfach hingenommen werden.

Tragfähigkeit der Entscheidungen durch Absage geschwächt

Mit Entsetzen reagierte der Vorsitzende der FDP im Europaparlament, Alexander Graf Lambsdorff, auf die Absage Pakistans. "Für die internationale Gemeinschaft geht es ja schon lange nicht mehr allein um Afghanistan, sondern um AfPak:
Afghanistan und Pakistan werden in Fragen der regionalen Sicherheit und Stabilität stets zusammen gedacht", sagte Lambsdorff "Handelsblatt Online". Dass ein Teil dieser Gleichung jetzt wegbreche, "schwächt daher die Tragfähigkeit und Durchschlagskraft der Entscheidungen absehbar ganz erheblich".

Dagegen bezeichnete das Netzwerk Friedenskooperative den angekündigten Boykott als mehr als verständlich. Der Angriff von NATO-Hubschraubern auf pakistanische Grenzposten habe nochmals deutlich gemacht, welches Desaster die westlichen Militärs seit nunmehr zehn Jahren in der Region verursachten. "Jeder weiß, dass Pakistan eine Schlüsselrolle bei einer politischen Lösung spielen muss, da ist eine solche Provokation Tabu", kritisierte der Geschäftsführer des Netzwerks, Manfred Stenner.

(dapd)
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